European E-MTB Enduro Tour in Remouchamps / Belgien
Chris Rothenbach, unser rasender Reporter, war beim Auftakt der European E-MTB Enduro Tour in Remouchamps / Belgien am Start und fuhr hier sein erstes Rennen 2025. Lest seinen Rennbericht, denn Chris nimmt euch mit auf die Stages und klärt die Frage, ob dies vielleicht das beste E-Bike-Rennen war, das er je gefahren ist?!
Chris Rothenbach: Kurz vorneweg ein paar Infos für die, die mir nicht auf Socialmedia folgen. Meine Offseason verlief sehr gut und ich konnte mich dank der Zusammenarbeit mit Racing-Skillz (Inhaber Max Gast) in einigen Fitness-Bereichen nochmals verbessern. Hinzu kommt der Wechsel meines Arbeitsgerätes. Für 2025 bin ich mit einem absoluten Unikat unterwegs: einem Crestline mit Bosch Performance Line CX!
Nachdem der Winter gefühlt doch sehr kurz war, ging es am 26. und 27. April nach Remouchamps in Belgien zu meinem ersten Race im Jahr 2025. Es gibt 2025 keinen UCI World Cup für E-Bikes mehr. Dafür gibt es eine neue Rennserie namens European E-MTB Enduro Tour (kurz European Series). Diese Rennserie hat 5 Stopps im Jahr 2025, die in der Regel parallel bei größeren Veranstaltungen stattfinden. Das bedeutet, die Serie gibt es nur auf dem Papier. Die Rennen sind einzelne Läufe der nationalen Rennserien in Belgien, Italien, der Schweiz und zweimal in Frankreich. Kopf der Serie ist Alex Balaud, der seit vielen Jahren Rennen auf höchstem Niveau organisiert. Zuletzt beim UCI World Cup EMTB. Die Rennserie wird von Bosch supportet und bildet eine gute Plattform, um Rennen auf internationalem Niveau zu fahren.
Reiseplanung für das Rennen in Remouchamps
Nur für das Race anzureisen wäre zu schade, weil das Land noch so viel mehr zu bieten hat. Wir verbrachten die komplette Woche vor dem Rennen in Belgien und konnten am Mittwoch einmal hautnah bei einem UCI Roadrace dabei sein. Bei dem gewann niemand Geringeres als Pogacar, direkt vor unseren Augen. Obwohl es den ganzen Tag sehr stark regnete, war es eine sehr geile Erfahrung und ich kann es jedem nur empfehlen, sich das mal live anzuschauen!
Natürlich durfte die Bierkultur in Belgien nicht zu kurz kommen und wir besuchten die eine oder andere Brauerei mit sehr leckerem belgischem Bier. Das wohl einzige Land neben Deutschland mit einer solch ausgeprägten Bierkultur. #geheimtipp
Weitere Empfehlungen für einen Roadtrip, die wir ausgiebig getestet haben:
✅ Eines der drei Rennradrennen Amstel Gold Race, La Flèche Wallonne und Lüttich–Bastogne–Lüttich (finden alle innerhalb dieser 1,5 Wochen statt).
✅ Das kleine charmante Städtchen Dinant besuchen.
✅ Belgische Waffeln und Pommes kosten.
✅ Die Brauerei „Brasserie C“ mit süßem Biergarten in Lüttich.
✅ Die wunderschöne kleine Therme „Domaine des Thermes“ in der Nähe von Lüttich.
✅ Die Trails in Chaudfontaine.


Auf zum Rennen
Am Donnerstagabend kamen wir in Remouchamps an. Wir verbrachten die drei restlichen Tage auf dem sehr gemütlichen Campingplatz „Arkeo“, der nicht weit vom Race-Office entfernt war. Freitag konnten wir dann eine kleine Wanderung machen und in einem sehr leckeren belgischen Restaurant Sandwich essen. La Chevrière – Die wahrscheinlich besten Sandwiches, die wir je gegessen haben! Dann bekam mein Bike einen finalen Check, um am Samstag ins Training zu starten.


Samstag – Trainingstag
Samstagfrüh ging es dann zum Raceoffice. Startnummer und Aufkleber abholen, Bikecheck und Protektorencheck. Und los geht es zur ersten Stage im Training. Insgesamt erwarten uns dieses Wochenende acht Stages im Rennen. Wir dürfen im Training sechs davon fahren und die anderen beiden ablaufen. Am Samstagabend wird dann noch die spezielle Powerstage im Renntempo für die Wertung gefahren.

Im Training ist es stellenweise noch sehr nass und rutschig. Die Trails sind extrem technisch und bei diesen Bedingungen auch wirklich limit. Sicher nicht das leichteste Rennen, um in eine neue Saison zu starten, aber es macht wirklich Spaß und ich bin sehr gefordert. Ich darf auch direkt mal eine härtere Bodenprobe nehmen und kann sagen, es geht hier gut zur Sache. Ich hörte schon im Vorfeld viel über dieses Rennen, das es nun seit 3-4 Jahren gibt. Viel Gutes und viele meinten es ist ein richtig kerniges Enduro-Rennen. So wie es sein muss. Kurzer Spoiler: Kann ich genau so bestätigen!

Nachdem wir die ersten vier Stages bewältigt haben, können wir unsere Batterie tauschen und noch die letzten beiden Downhills + die Powerstage trainieren. Wirklich lobenswert sind die zusätzlichen Uphill Passagen in einzelnen Stages, die extra für uns Ebiker eingebaut wurden! Es läuft immer besser und ich kann auch an meinem Setup entsprechende Änderungen machen, die sich sehr positiv auswirken. Wie zum Beispiel einen Token mehr in die Gabel zu bauen, da die Trails oft sehr stumpf sind und ich schon drei Durchschläge an der Front hatte. Welcome back on race tracks!
Nach dem Training haben wir etwa drei Stunden Zeit, um uns für die bevorstehende Powerstage fertig zu machen. Essen, Bikewash und Entspannen. Nach ein paar Regentagen hatten wir nun endlich Sonnenschein! Ich entscheide mich noch dafür, einen anderen Reifen hinten zu montieren, da der Boden auf der Powerstage sehr rutschig und lehmig ist. Da braucht man hinten einen Maxxis Highroller, um richtig vorwärtszukommen.
Immer noch Samstag – Die Powerstage
17:30 ist dann Treffpunkt zur Abfahrt zur Powerstage. Es werden nochmal einige Bikes gecheckt. Alles wirkt sehr professionell. Die Powerstage liegt nicht allzu weit vom Raceoffice entfernt, und es finden sich auch viele Zuschauer an der Strecke ein. Die Stimmung war mega! Es gibt sogar einen Bierstand mitten im Wald! Wirklich geil gemacht.
Die Stage an sich ist auch ein wirkliches Schmuckstück, und ich freue mich sehr darauf, meine erste Zeit dieses Jahr auf den Trail zu brennen.

Video: European Series Remouchamps / Belgien
Schneller Start und schon wird’s technisch, mit hängenden Kurven auf dem rutschigen Untergrund. Hänge rauf und runter, über zwei Baumstämme und viele technische Passagen. Ich komme sehr gut durch. Nur zweimal verliere ich etwas Schwung, kann die Sektion aber trotzdem bewältigen. 7th und schnellster Deutscher! Läuft. Die Stimmung an der Strecke ist komplett verrückt und es stehen links und rechts so viele Zuschauer, fast wie bei Pogi am Mittwoch!
Abends gibt es dann noch ein Dinner des Veranstalters und eine Bierverkostung. Sehr geile Veranstaltung bisher. Dann aber schnell ins Bett, denn morgen geht es bereits um 7:35 Uhr los zum Bikecheck …
Sonntag – Raceday!
Der Wecker klingelt um 5:55 Uhr für den Renntag. Sehr früh. Es wird gerade erst hell draußen. Frühstück, kleines Warm-Up und los geht’s zum Eventgelände. 7:45 Uhr – Rollout zur Stage 1 und wir sind so früh dran, dass wir vor der Stage fast 30 Minuten warten müssen, bevor es losgeht. Dies zieht sich durch den ganzen Tag was etwas Schade ist, da wir viel Wartezeit hatten. So wie ich das aber verstehe, hat das mit der Zeitmessung zu tun und ging einfach nicht anders.
Ich versuche mich nochmal richtig warmzumachen und meinen Körper zu aktivieren, bevor es losgeht.
Stage 1 – Traffic broooo! – 11th
Es wird nach Startnummer gestartet. Die Schnellen zuerst. Mit Startnummer 323 befinde ich mich an 23. Stelle und ich ahne schon Schlimmes. Schade, dass wir hier nicht nach der Powerstage neu sortiert wurden. Mit nur 15 Sekunden Abstand zwischen den Fahrern geht es auch Schlag auf Schlag in die Stage. Der Fahrer vor mir scheint auch schnell zu sein, aber die vier bis fünf vor ihm sind deutlich langsamer als wir und wir müssen im Trail vier Fahrer überholen, die auch nicht auf Anhieb Platz machen. Ich mache im Uphill-Stück viel Zeit gut und kann im Downhill von dem schnellen Franzosen vor mir profitieren und lasse mich ziehen.
Schade, das hätte besser laufen können. Abhaken und bei der nächsten Stage fragen, ob wir die Reihenfolge ändern dürfen.

Stage 2 – 1 Min Abstand – 12th
Wir konnten den Veranstalter zwar nicht von einer neuen Startreihenfolge überzeugen, aber wir bekommen eine Minute Abstand zwischen uns und den etwas langsameren Fahrern vor uns. Vor mir der schnelle Frenchie und hinter mir ein schneller Younggun der scheinbar Local ist, da der komplette Wald seinen Namen ruft, wenn er hinter mir kommt.
Stage 2 läuft gut und dieses Mal kommt es nur zu einem Überholvorgang. Für genauere Streckendetails schaut euch gerne die Helmkamera-Aufnahmen an. Es gibt vor fast jeder Stage die Möglichkeit, sich zu verpflegen. Wirklich gut gemacht und es gibt reichlich Auswahl an dem Stand.

Stage 3 – 11th – Rhythmus? Fehlanzeige.
Der Veranstalter kommt von sich aus auf uns zu und lässt sich dann doch zu einer Änderung der Startreihenfolge überzeugen. Ab jetzt gibt es keinen Traffic mehr und jeder kann sein eigenes Rennen fahren. In dieser Stage versuche ich am Anfang etwas ruhiger zu fahren, um dann im Uphill-Stück Vollgas zu geben. Leider finde ich keinen so guten Rhythmus und mache mehrere kleine Fehler. Trotzdem eine akzeptable Zeit, aber da wäre sicher mehr gegangen.

Stage 4 – 14th – nicht meins
Nicht meine Stage. Unrund, viele große Steine, die schnell was beschädigen können und unfassbar viele Linien. Ich merke, wie der junge Local auf mich auffährt und ich lasse ihn dann kurz vor Stage-Ende an mir vorbei. On fire der boy! Er bedankt sich sehr herzlich und wir fahren zur nächsten Stage.
Zwischenstand: Ich liege ohne Powerstage auf Platz 12. 2 Sekunden vor mir ist der schnelle Franzose, der auch immer vor mir startet. Hinter mir, mit 1 Sekunde Rückstand, der Younggun. Tight racing ladys and gentlemen.
Stage 5 – beste Stage ever?! – 10th
Eine Endurostage, wie ich sie liebe. Oben viele technische Rockslabs, hoher Grundspeed und dann in ein frisches Loam-Stück. Dann geht es nochmal nach oben. Gefühlt 10 technische Kurven im Powerstage-Charakter. Ich komme richtig gut durch und finde meinen Flow. Es läuft rund und ich fahre auf den schnellen Franzosen auf. Jetzt geht es wieder bergab durch viele Steine und es ist eine wirklich epische Stage. Ich kann auch bergab einigermaßen den Speed fahren, den der Frenchie vorgibt. Nach über 5 Minuten sind wir im Ziel und unser Dreikampf wird immer intensiver. Der Belgier verliert dieses Mal Zeit auf uns und hat wieder etwas mehr Rückstand.
Stage 6 – 12th – rocky flow
Ähnlicher Charakter wie die Stage 4, doch mit etwas mehr Flow und nicht ganz so technisch. Ich komme gut durch, aber verliere wieder etwas Zeit. Es rückt wieder alles näher zusammen. Unser Rennen im Rennen.

Stage 7 – Meine Stage! – 5th
Nachdem wir diese Stage ablaufen konnten, wusste ich, dass diese Strecke mir sehr in die Karten spielt. Lang, nicht so steil und ein langes Uphill-Stück am Anfang. Ich will in dieser Stage das Rennen entscheiden und mich von den anderen beiden weit genug absetzen, da Stage 8 nur ganz kurz ist und man dort fast nichts mehr gut machen kann.
Im Uphill geht mein Bosch-Motor voran, wie sonst was und mit genug eigener Kraft komme ich gut um die engen Kurven um die Bäume. Am Ende der Uphill-Sektion sehe ich wieder den Franzosen, nur einige Meter vor mir. Ich schätze, ich habe ihm schon 10 Sekunden abgenommen. Im Downhill kann ich es dann heute zum ersten Mal richtig fliegen lassen. Ich treffe die entscheidenden Kurvenausgänge gut und kann immer viel Schwung mitnehmen. Aus der Kurve raus, noch einige intensive Tritte hinterher und dann hinsetzen – Aero tack. Im letzten Drittel sehe ich dann den Franzosen kurz vor mir und komme nur ganz knapp nach ihm ins Ziel. Der Belgier kommt erst lange nach uns und meine Mission war erfolgreich. Ich konnte mich von beiden mit über 15 Sekunden absetzen auf Platz 11, und damit ist unser internes Rennen entschieden. Denke ich …

Stage 8 – Zuschauer in der Strecke – massiver Sturz – 13th
Auf der letzten Stage geht es nur noch bergab und sie ist sehr kurz. Ich versuche nichts mehr zu riskieren und komme sauber durch. Doch in der vorletzten Kurve ragt ein Zuschauer so weit in die Strecke, dass er mich mit seinem Arm touchiert und ich stürze ziemlich spektakulär die letzten 15 Tiefenmeter die steile Stage hinunter. Dazu überschlägt sich mein Bike und verkeilt sich in einem Holzgeländer … Schöne Scheiße. Der Belgier überholt mich und ich bin wie vor den Kopf gestoßen. 10 Jahre Racing und das ist mir noch nicht passiert.
Im Ziel kommen dann zwei Jungs von der Orga zu mir und fragen mich, ob alles in Ordnung ist. Glücklicherweise fehlt dem Bike und mir gar nichts. Ich erkläre ihnen, was passiert ist und kann zum Glück auf der Helmkamera beweisen, dass der Zuschauer mit seinem Oberkörper mitten in der Strecke hing. Scheinbar wollte er den Fahrern signalisieren, dass es hier um die Kurve geht. Allein das ist schon nervig genug, weil ich im ersten Moment dachte, er will mich anhalten, weil jemand drin liegt. Dass er dann aber noch zu spät zurückzieht und mich durch eine Berührung off Balance bringt – kann man sich nicht ausmalen! Der Veranstalter sagt dem Zuschauer, er solle sich bitte von dort entfernen und ich darf einen Re-Run machen. Ich komme beim zweiten Versuch gut durch und kann meinen 11ten Platz verteidigen.

After-Race-Coke und Essen
Nach dem Rennen gab es für alle, die es vorher angemeldet hatten, eine große Portion Nudeln. So wie das Dinner am Vortag nach dem Training war das Essen eine schnelle, unkomplizierte und auch leckere Sättigung nach dem anstrengenden Tag. Wieder mal ein Lob an die Orga!
Mein persönliches Race-Fazit
Von meinem Ziel in die Top10 zu fahren, bin ich nur unweit entfernt gelandet. Das Rennen war das beste Rennen, das ich je gefahren bin. Die vielen speziellen Ebike Uphills in den Stages heben die eh schon geilen Trails auf Champions League Niveau. Die Orga war bis auf die langen Wartezeiten vor den Stages perfekt! Der ganze Verein und alle zusätzlichen Akteure, die involviert sind, verdienen ein großes Lob. Ein zusätzliches Dankeschön geht an die Jungs von Bosch mit einem erstklassigen Race-Support.
Dieses Rennen war mal wieder ein richtiger Genuss. Anspruchsvolle Strecken, gut organisiert und mit vielen internationalen Startern. Ich denke, dass dieses Format eine große Zukunft hat – nicht nur im Ebike Racing. Eine übergreifende European Series zu bilden, aus bestehenden nationalen Rennen, die etabliert sind, ist kaum zu übertreffen! Die nationalen Veranstalter profitieren im Gegenzug von einem hochkarätigen internationalen Starterfeld. Win-Win für alle!
Mein nächster Stopp ist Anfang Juni in Italien. Dort erwartet uns ein reines E-Bike-Rennen, welches vor zwei Jahren noch die nationale Meisterschaft war. Mit über 850 km Anreise wird es eine Herausforderung, aber ich freue mich jetzt schon, weil ich schwer davon ausgehe, dass auch dieses Rennen legendär wird!
Wäre dieses Rennen eins, bei dem du gerne selbst am Start gewesen wärst?
Du interessierst dich für E-Racing? Auf eMTB-News.de findest du alles rund um das Thema: E-Racing – eine junge Disziplin
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