Das SRAM Eagle Powertrain Motorsystem wurde über zwei Jahre entwickelt und stellt ein komplexes Gesamtantriebssystem für E-Bikes dar. SRAM hat hierfür zwei eigene Akkus und ein Display konzipiert. Dazu kommen zwei Schaltmodi – Auto- und Coast-Shifting –, die den Komfort verbessern und sich positiv auf die Haltbarkeit und Lebensdauer auswirken.
✅ neu entwickelte Software für die Motorcharakteristik
✅ Bridge-Display
✅ zwei Unterstützungsmodi – Rally und Range
✅ volle Integration von Eagle AXS Transmission
✅ Auto-Shift – automatisches Schalten
✅ Coast-Shifting – Gangwechsel, ohne zu pedalieren
✅ zwei unterschiedliche Akkus (630/720 Wh)
✅ Range Extender (250 Wh)
✅ Kompatibel mit AXS App
Beim Motor handelt es sich um einen guten alten Bekannten, den wir über einige Jahre echt zu schätzen gelernt haben. SRAM setzt, was die reine Hardware angeht, auf einen Brose Drive S Mag der neuesten Generation. Damit verlässt man sich auf einen Motor, der für seine kraftvolle Leistungsentfaltung, den flüsterleisen Betrieb und eine hohe Hitzebeständigkeit bekannt ist. Das war es dann aber auch schon mit Altbewährtem, denn softwaremäßig haben wir es wiederum mit einem SRAM-Motor zu tun. Die Software der Modulation und Charakteristik ist eine komplette Eigenentwicklung und macht, ähnlich wie bei einem Specialized Turbo Levo, den Brose Drive S Mag zu einem eigenen Motor. SRAM kitzelt aus dem Aggregat auch etwas mehr maximale Leistung heraus und entlockt dem Motor in der Spitze 680 W Leistung.
Anwendungsfreundlichkeit und simple Bedienbarkeit stehen bei Produkten von SRAM immer im Vordergrund. So ist es auch nicht verwunderlich, dass das Powertrain-System mit nur wenigen Unterstützungs-Modi auskommt. Während andere Motorsysteme auf 4 oder 5 Fahr-Modi setzen, gibt es beim SRAM Powertrain nur zwei, Rally und Range, plus den Schiebe- oder Walk-Modus, der bei SRAM allerdings Push-Mode heißt.
Die Namen sagen es eigentlich schon, Rally steht für volle Pulle, Vollgas, Ballern, maximalen Support. Range zügelt die Leistungsentfaltung in der Spitze etwas, verbessert die Effizienz und generiert so mehr Reichweite. Beide Modi lassen sich über die AXS-App natürlich individuell anpassen.
Da sich SRAM nicht damit begnügt, ein Motorsystem auf Motor, Akku und die notwendige Peripherie zu reduzieren, sondern es als eine harmonisch aufeinander abgestimmte Gesamtheit versteht, geht es beim SRAM Eagle Powertrain natürlich um viel mehr, als um einen Motor. Es geht quasi um nichts Geringeres als um eine Schalt-Motor-Einheit! Hier wird die Schaltung nämlich einbezogen, weshalb wir als ersten Punkt auf diese eingehen möchten, denn sie birgt wichtigste Features, die es ohne Transmission so wahrscheinlich nicht geben würde und bis dato, jedenfalls bei SRAM, noch nie gab. Dank der im Frühjahr 2023 vorgestellten SRAM Eagle AXS Transmission-Schaltung mit den neuartigen Schalthebeln – von SRAM als Pod bezeichnet – sind neue Technologien wie Auto- und Coast-Shifting überhaupt erst möglich.
Im Ingenieursteam von SRAM sieht man den Motor als einen Baustein in einem komplexen System aus Schaltung, Fahrwerk, Navigation, Luftdruck-Tools und anderen Dingen, sie sich im hauseigenen AXS-Kosmos bewegen. Die Funktechnologie macht es ohne Kabelsalat möglich, unterschiedliche Komponenten miteinander kommunizieren zu lassen und erlaubt eine einfache Erweiterung. So ist es wenig verwunderlich, dass im neuen SRAM Eagle Powertrain Motorsystem das Thema Automatikschaltung einen hohen Stellenwert einnimmt, denn hier sieht man ein enormes Potenzial.
Ein elementarer Baustein ist Auto-Shift, bei dem die Gänge automatisch eingelegt werden. Bikende müssen sich also nicht mehr ums Schalten kümmern und die Gangwechsel manuell initiieren, denn dies geschieht ab jetzt vollautomatisch und wird von einem Algorithmus gesteuert.
Dazu kommt noch Coast-Shifting, das es ermöglicht, die Gänge ohne Pedalumdrehungen zu wechseln. Dies geschieht zum einen automatisch, beispielsweise, wenn man die Geschwindigkeit langsam verringert, weil man auf eine Ampel zufährt oder aber auch manuell, weil man einen Trail bergab rollt und passend zum Gegenanstieg, der sich vor einem aufbäumt, schon mal den passenden kleineren Gang einlegen möchte, dabei aber nicht pedalieren kann.
Optisch ist das AXS Bridge-Display recht nah an der Mastermind TCU vom Specialized Turbo Levo. Im Fachjargon spricht man gern von einem HMI. HMI steht für „Human Machine Interface“, was auf Deutsch „Mensch-Maschine-Schnittstelle“ bedeutet. Eine HMI ist eine Technologie oder eine Plattform, die es Menschen ermöglicht, mit Maschinen, Computern, Geräten oder Systemen zu interagieren. Ziel bei der Entwicklung der HMI ist es, die Interaktion zwischen Menschen und Maschinen so benutzungsfreundlich und intuitiv wie möglich zu gestalten. SRAM gelingt dies beim AXS Bridge Display gut, denn hier gibt es nur zwei Taster. Im Kunststoffgehäuse, das relativ hoch baut, befindet sich ein On/Off- und ein AXS-Button (mit dem AXS-Logo gekennzeichnet), über die das System gestartet, die Unterstützungs-Modi ausgewählt und man in die Service-Einstellungen wechseln kann.
Das farbige Display ist, im Vergleich zu anderen hochmodernen E-Bike-Displays, relativ klein gehalten, lässt sich aber gut ablesen, da es sehr kontrastreich und knackscharf ist. Auf dem Screen, der leider nicht individualisierbar ist, werden lediglich vier Dinge angezeigt:
Nicht angezeigt werden so grundlegende Dinge wie Geschwindigkeit, Höhe, Durchschnittsgeschwindigkeit, gefahrene Strecke, Reichweite oder, etwas ganz Banales, die Uhrzeit. Auch eine Individualisierbarkeit oder die Möglichkeit, sich zusätzliche Screens anzeigen zu lassen, wurde nicht berücksichtigt. Es wirkt ein wenig so, als wollte man hier niemanden mit einem überfrachteten Display überfordern oder ablenken und deshalb zeigt man nur das absolut Notwendigste an. Egal, wie, wir würden uns hier mehr Nutzungsfreundlichkeit wünschen.
Etwas versöhnlich ist, dass das AXS Bridge Display ANT+-fähig ist und mit diversen Fahrradcomputern von Hammerhead, Garmin oder wahoo gekoppelt werden kann. So hat man – zwar über einen Umweg, aber immerhin – wenigstens die Chance, sich ein passendes Display für sein E-Mountainbike zusammenzuklicken.
Für das SRAM Eagle Powertrain Motorsystem sind zwei unterschiedliche Akkus erhältlich, die beide über die moderne 21700er-Zelltechnologie verfügen. Beide Akkus unterscheiden sich in der Kapazität. Der kleinere wiegt 3100 Gramm, hat eine Kapazität von 630 Wh und eignet sich hervorragend für Rahmenkonstruktionen, bei denen der Akku einfach aus dem Unterrohr entnehmbar sein soll. Der größere wiegt 4100 Gramm, eignet sich gut für feste Einbauten und hat eine Kapazität von 720 Wh.
Beide Akkus gibt es als c-förmige Clip-In- oder Slide-In-Modelle. Wer den Akku aus dem Rahmen entnehmen möchte, braucht hierfür nur einen Inbusschlüssel. Zum leichteren Entnehmen wurde ein kleiner „Wimpel“ am Akku angebracht, an dem sich der Akku einfach aus der Fassung ziehen lässt und unnützes Gefummel, bei dem vielleicht auch die Fingernägel abbrechen, überflüssig macht.
Natürlich hat das Ingenieursteam von SRAM auch an einen Range Extender gedacht. Dieser verfügt über 250 Wh und wird mithilfe einer cleveren Halterung, die auch als Trinkflaschenhalter fungieren kann, einfach am Unterrohr befestigt.
Um den Akku vom SRAM Powertrain-E-Bike schnell wieder aufladen zu können, hat der Hersteller ein 4A-Ladegerät entwickelt. Der Eagle Powertrain Charger ermöglicht eine zügige und sichere Aufladung und ist mit den 630Wh und 720Wh Eagle Powertrain Akkus kompatibel. Die benötigte Ladezeit von 0 % auf 100 % Kapazität variiert je nach Akkumodell und liegt zwischen 4,5 und 5 Stunden.
Aufladezeiten von 0 auf 100 %:
Wer sich dafür interessiert, wie sich das SRAM Eagle Powertrain auf dem Trail fährt, für den haben wir hier einen ausführlichen Test: SRAM Eagle Powertrain im Test
Wer sich dafür genauer interessiert und einen ausführlichen Einblick in die Entstehung des SRAM Eagle Powertrain haben möchte, für den haben wir hier den passenden Artikel:
SRAM Egale Powertrain – die Entwicklung
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