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Hausbesuch bei Zipp
Carbon und Kondition aus dem mittleren Westen

Wir heißen euch zu unserem Hausbesuch bei SRAM willkommen! Von Colorado Springs geht es nach zwei Tagen voller Federgabel- und Bremsen-Input bei RockShox weiter nach Osten. Tiefer gelegen und irgendwie noch etwas amerikanischer als Colorado Springs ist Indianapolis – eine für ihre Motorsport-Verrücktheit und insbesondere den Indianapolis Motor Speedway bekannte Stadt, in die wir nun einfahren. Es geht zu Zipp!

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Zipp sollten insbesondere die Leser*innen kennen, die auch gerne auf schmaleren Reifen aktiv sind: Die Laufradfirma ist im Rennrad- und Triathlon-Bereich seit Jahrzehnten aktiv und brachte dann vor zwei Jahren mit der Zipp 3Zero Moto die erste und zugleich etwas andere Mountainbike-Felge auf den Markt. Besonders an der Felgen-Fertigung von Zipp: Die Produktion findet nicht in Taiwan, sondern komplett in Indianapolis statt. Und das schauen wir uns jetzt mal an.

# Willkommen bei Zipp!

Heute, an einem sonnigen, aber kalten Märzmorgen, ist die Stadt nicht ganz so voll. Wir parken vor einem großen, grauen Gebäude. Konträr zur zurückhaltenden Optik des Gebäudes in Colorado Springs verleugnet das Hauptquartier der Laufrad-Spezialisten von SRAM optisch weder die Rennsport-Wurzeln noch den Firmennamen – dank Zielflaggen-Optik wird direkt klar, dass wir hier bei Zipp sind. Moment mal – RockShox in Colorado, Truvativ in Kalifornien – was macht die Laufradfirma von SRAM denn so tief im mittleren Westen?

Dafür spulen wir kurz zurück zum Thema Motorsport. Denn es kommt nicht von ungefähr, dass die Firma, um die es hier heute gehen wird, in Indianapolis gegründet wurde. Vor etwas über 30 Jahren wurde mit Compositech eine Firma von Motorsport-Ingenieur Leigh Sargent gegründet, der in der Formel 1 und natürlich im Indy Car-Racing zu Hause war und unter anderem für die Carbon-Nasen und -Flügel für Rennautos verantwortlich zeichnete. Das Wissen um den Werkstoff aus Kohlefaser war also da – aus Compositech wurde Zipp und aus Überlegungen, wie man Laufräder noch besser machen könnte, entstand früh das erste Scheibenrad aus Carbon. Fortan war Zipp weit vorne mit dabei, wenn es um die rotierende Masse von Zeitfahr-, Triathlon- und Bahnrädern ging.

# 1988 wird Compositech gegründet und die Marke Zipp eingetragen. Die ersten Scheiben wiegen 1.150 g und 1.350 g und verfügen über eine 7-Gang-Freilaufnabe. Insgesamt gab es das Design in vier verschiedenen Farben. - Foto: Zipp
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# Dieses Bike ist nicht gerade unauffällig – das Design für den Zipp 2001 wurde 1991 fertiggestellt. Es ging 1992 in Produktion und wurde 1993 mit einem neuen Federungssystem komplett neu entworfen. - Diese violette Kreation war laut Zipp auf Bikemessen durchaus ein Publikumsmagnet. Foto: Zipp

Springen wir ein paar Schritte vor – 2007 wurde Zipp von SRAM übernommen und nochmals einige Jahre später hieß es Koffer packen. Weg von der Main Street, nur einen Steinwurf von der Rennstrecke entfernt, ging es mit dem kompletten Firmengebäude acht Kilometer weiter stadtauswärts. Mehr Platz, mehr Möglichkeiten, aber dennoch nur 15 Autominuten weit weg – perfekt für Zipp. Na, dann gehen wir doch mal rein.

# Die amerikanische Flagge darf nicht fehlen – 8 Kilometer vom Racetrack steht seit 2010 das neue Firmengebäude von Zipp.
# Wir sind etwas neidisch auf die Nummernschild-Freiheit in den USA.

Von Spezialanfertigungen, „Beam“-Rahmen und Tischtennis-Turnieren

Wir betreten die Firma, kommen aber gar nicht weit. Bereits in der Eingangshalle erwartet uns der erste Stopp. Diese ist weniger eine Lobby als vielmehr ein kleines Museum mit zahlreichen Exponaten der mehr als 30 Jahre alten Firmengeschichte – und Declan von Zipp erklärt uns ausführlich, was wir hier sehen. Die ausgestellten Rahmen fallen uns sofort ins Auge. Moment, Rahmen? Die bauen doch Laufräder? Naja, das war nicht immer so: Ende der 80er Jahre konstruierten die Ingenieure mit dem Zipp 2001 das sogenannte „Beam“-Bike – weg von der klassischen Diamantrahmen-Form, hin zu futuristischer Optik und zu garantierter Aufmerksamkeit bei den Triathlon-Wettbewerben der damaligen Zeit.

# Langeweile wird hier nicht aufkommen. - Die Lobby des Hauptquartiers weist direkt auf ein paar spannende Produkte aus der Vergangenheit hin.
# Schon das Hintergrundbild des Telefons in der Lobby stellt klar, dass man es hier vermutlich mit Fahrrädern zu tun hat.
# Nicht nur an diesem Canyon Strive sind die Zipp 3Zero Moto-Laufräder montiert - Seit diesem Jahr ist Zipp auch Sponsor eines eigenen Enduro-Rennteams namens Lapierre Zipp Collective: https://www.mtb-news.de/news/lapierre-zipp-collective-ews-team
# Unauffällig ist dieses Triathlon-Rahmendesign nicht gerade - Der Zipp 2001 „Beam"-Rahmen pfiff auf klassische Rahmenformen und kam vor fast genau 30 Jahren auf den Markt. Wenig später konzentrierte sich Zipp wieder auf Laufräder.
# Ja, Zipp hat sogar mal Mountainbike-Kurbeln gemacht - diese hier verfügt über einen integrierten Spider aus Carbon.
# Einer der Top-Lenker der Firma - Der Zipp SL-70 Aero-Lenker ist eins der aktuellen Produkte, wenn man sein Rennrad-Cockpit noch etwas flotter machen will.
# Da kommen wir schon zur Parade-Disziplin der Firma - Scheibenräder!
# Der Zipp 1150-Laufradsatz wurde ab 1988 produziert und war für die Bahn gedacht.
# Hübsch ist er ja!
# Auffällig: Die Zeitfahr-Kurbeln Zipp Vuma Chrono wurden 2008 vorgestellt.
# Nicht nur in den frühen Rahmen-Designs, auch bei den Felgen geht Zipp optisch durchaus eigene Wege. - Das Finnen-förmige Design der Zipp 454 NSW Carbon-Laufräder wird „HyperFoil“ genannt und soll bessere Strömungseigenschaften aufweisen.
# Da das Design des 2001-Rahmens in Kombinationen mit den Trispoke-Laufrädern noch nicht auffällig genug war, wurden zusätzlich Flammen auflackiert.

Durchsetzen konnten sich die Triathlon-Rahmen nicht lange. Einige Hersteller, die Zipp-Laufräder für ihre Bikes einkauften, empfanden die spektakulären Rahmen-Designs als Konkurrenz – keine optimale Grundlage. So fokussierte sich Zipp wieder auf Laufräder und Komponenten wie Lenker, Vorbauten und Kurbeln. Die Rahmen sind weiterhin begehrte Sammlerstücke auf Ebay und Co. – wenn ihr also mal Lust habt, vor der Eisdiele wieder richtig für Rambazamba zu sorgen, schaut euch mal die 2001er-Rahmen an!

# Die komplett schwarze Variante des Zipp 2001-Laufradsatzes.
# Ein voll aufgebautes Zipp 2001 Triathlon-Rad.
# Brachiales Schild für den Wikinger - Dieses Scheibenrad-Design wurde extra für den damaligen Katusha-Fahrer Alexander Kristoff entworfen.
# Auch wenn Scheibenräder und reguläre Rennrad-Felgen sicher die wichtigsten Produkte von Zipp sind, gab es schon sehr früh einen Ausflug in die Dreispeichen-Welt - Der Zipp 3000 kam 1989 auf den Markt.
# Links das charakteristische „Golfball“-Design der „Ballistic“-Naben von 1993, rechts aktuelle Zipp Cognition-Naben aus 2015.

Ein paar Schritte die Treppe hoch erfreut uns die Sport- und Schrauber-Ecke. Hier kann gemütlich bei schlechtem Wetter mit anderen Mitarbeitern zusammen gezwiftet oder die Pingpong-Kelle geschwungen werden. Viele der Mitarbeiter*innen sind begeisterte Tischtennis-Spieler und jedes Jahr gibt es ein großes Turnier – das finale Duell im Pausenbereich schauen sich laut Declan 50 bis 60 Mitarbeiter live an.

# Nicht nur unten kann man Kicker-Turniere veranstalten, auch oben kann gekickrt werden. - Kickrn. Ihr versteht? Witzig!
# Aus dem Eingangsbereich nur die Treppe hoch - hier findet sich eine kleine Werkstatt für die Mitarbeiter mit allem, was man so brauchen sollte.
# Pausenraum, obligatorischer Kickertisch und Mikrowellen.
# Blick in den Pausenraum - rechts hinten finden die jährlichen Tischtennis-Turniere statt.

Nesthocker und olympisches Flair

Nicht nur in den Produktionshallen, sondern auch in den Büroräumen ist deutlich zu erkennen, was hier für Produkte hergestellt werden. Überall stehen Fahrräder herum, hängen Exponate an den Wänden oder sind Türen im passenden Design ausgestattet. Lassen wir mal Bilder sprechen.

# Dieses riesige Design ließ sich komplett nur mit einem Fisheye-Objektiv abbilden - Klar – auch hier geht es um eine Felge.
# Nette Gimmicks - Die Schiebetüren der Büros sind Felgendesigns nachempfunden. Und natürlich gibt es keine 101 Büroräume bei Zipp – die Räume heißen wie die Produkte.
# Eins der mittlerweile ganz schön vielen Weltmeisterinnen-Trikots der britischen Radrennfahrerin und Triathletin Emma Pooley
# Noch mehr WM-Trikots - Hier das Trikot mit Danksagung von Chloé Dygert – die US-Amerikanerin ist gleich mehrfache Bahnrad-Weltmeisterin.
# Zipp Hausbesuch-99
# Zipp Hausbesuch-101
# Mit David Morse sprechen wir über aktuelle Neuheiten der Firma - er ist Advanced Development Engineer bei Zipp.
# Querschnitt der überaus dicken, Hohlkammer-armen 3Zero Moto-Felge - Diese verfügt über ein asymmetrisches Design. Zum Test geht es hier: https://www.mtb-news.de/news/zipp-3zero-moto-laufraeder-felge-dauertest/
# Im Frühjahr 2020 noch brandneu, erhielten wir ganz frische Infos zur neuen Zipp 303 Firecrest-Felge - Hier gibt es mehr Infos: https://www.rennrad-news.de/news/neue-zipp-303-firecrest-mehr-tempo-auf-mehr-wegen/
# Auch diese verfügt über die charakteristische Golfball-Struktur.
# Declan Doyle, ZIPP Product Manager, führte uns nicht nur durch die heiligen Hallen der Firma, sondern auch durch die Räumlichkeiten des Speedway-Kurses.
# Lieferte uns viele Infos zur Firma - Roberts Graudins – Director Of Operations
# -
# Wer käme denn auf die Idee, dass es hier normale Türgriffe gäbe?
# Okay, genug von den Büroräumen – rein geht es in die spannenden Hallen!

Nach kurzer Stippvisite in den Büroräumen geht es schnurstracks in die heiligen Hallen. Vorbei am DSD-Service (das kennen wir in groß aus Schweinfurt) und einem umfangreichen Lager stoppen wir vor einer milchverglasten Tür.

„Das ist unser Entwicklungslabor, in das wir euch leider nicht reinlassen dürfen. Selbst manche von uns haben dafür keinen Schlüssel …“

Und tatsächlich deutet bis auf den Schriftzug „The Nest“ nichts darauf hin, dass es hier irgendetwas zu sehen gäbe. Das ist allerdings die völlig falsche Annahme, denn darin gäbe es vermutlich ganz schön viel zu sehen: Die Ingenieure aus dem „Nest“ sind teilweise bis zu fünf Produktjahren im Voraus zugange und haben nicht nur eigene Carbon-Kühlschränke, sondern auch fertige Formen zum Ausprobieren in ihrem Zauberstübchen platziert, sodass dort drin komplett eigene Laufräder gebaut werden können. Alles unter Geheimhaltung – auch innerhalb der Firma weiß nur ein ausgewählter Kreis, was hinter der Milchglasscheibe vor sich geht.

# Ruan Trouw ist Entwicklungsingenieur bei Zipp und soll uns einige spannende Dinge auf unserem Rundgang erzählen.
# Hinter dieser Tür verbirgt …
# … sich ein DSD-Raum – was dort passiert, hatten wir euch auf MTB-News schonmal genauer beschrieben - https://www.mtb-news.de/news/sram-dealer-service-direct-hausbesuch
# Zipp Hausbesuch-36
# Zipp Hausbesuch-39
# Ein Blick ins riesige Lager - von hier aus wird ganz Nordamerika bedient.
# Zipp Hausbesuch-79
# Das „Nest“ ist, wenn man den Zipp-Leuten Glauben schenken mag, eines der spannendsten Gebäude der Firma
# Hinter der Milchglas-Tür werden die Produkte der nächsten fünf Jahre entwickelt, getestet und durchaus mal wieder verworfen.
# Die Räumlichkeiten in Indianapolis sind nicht nur für Zipp-Produkte reserviert - Sie dienen auch als Lager, das mithilfe von weiteren Distributoren ganz Nordamerika mit SRAM-Komponenten bedient.

Laut Ruan vergehen von der Idee bis zum fertigen Prototyp in einer neuen Form teilweise nicht einmal 8 Wochen – und wenn kein neues Werkzeug gebaut werden muss, sei ein Prototyp auch schonmal in zwei Tagen fertig.

Keine Prototypen, aber dafür Unmengen quasi noch warmer Scheibenräder erwarten uns einige Meter weiter. Hier lagern viele Kartons mit dem Schriftzug „Australian Olympic Team“ und für genau dieses Team ist der Inhalt bestimmt. Die Zeitfahr- und Bahnräder des australischen Radsportverbandes werden für die Olympischen Spiele mit den Produkten der US-amerikanischen Carbon-Spezialisten bestückt. Einziges Problem ist aktuell nur, dass eben noch keine Olympischen Spiele stattgefunden haben. Wir hoffen für Zipp und die Sportler Down Under, dass nächstes Jahr alles klappt und die Laufräder zum Einsatz kommen können.

# Hier lagern jede Menge Scheibenräder.
# Besonders spannend sind diese Kartons …
# … denn dies sind die originalen Laufräder für die australischen Radsport-Athleten für die Olympischen Spiele.
# Declan präsentiert die olympischen Laufräder - Hoffentlich werden wir diese im kommenden Jahr in Aktion sehen!

Stichwort „zum Einsatz kommen“: Damit das überhaupt zufriedenstellend klappt, müssen Laufräder, wie landläufig bekannt, rund laufen und möglichst zentriert sein. Und wer bislang dachte, dass das bei starren Carbon-Scheibenrädern ja immer so ist, der liegt falsch: Selbst optimal gebaute Carbon-Laufräder weisen mitunter noch Seitenschläge auf.

Im Grunde ist die Übergangstemperatur sowohl des Kohlenstoffs als auch des Harzes das Wichtigste. Es ist entscheidend, in diesem kleinen Zeitfenster zu arbeiten, um das Carbon noch entsprechend verändern zu können. Man sollte aber schon sehr nah dran sein, bevor man damit beginnt – das ist sozusagen der letzte Feinschliff, um das zu erreichen.

Ruan Trouw, Entwicklungsingenieur Zipp

Fotografieren dürfen wir die Prozedur nicht – Firmengeheimis.

Hoher Luftdruck in der Produktion

Und dann geht es schon in die heiligen Hallen der Produktion. Lenker, Vorbauten und Co. kommen nicht aus dieser Halle, aber alle Carbon-Laufräder von Zipp werden direkt in Indianapolis produziert und das gucken wir uns jetzt an. Die große Halle wird temperatur- und feuchtigkeitsreguliert, um dem empfindlichen Roh-Mix aus Kohlefaser und Harz möglichst gute Bedingungen zur Verarbeitung bieten zu können. Zudem herrscht in der Halle ein leichter, aber ständiger Überdruck: So drückt die Luft, wenn eine Tür geöffnet wird, aus dem Raum heraus und hält mögliche Verunreinigungen besser draußen.

# Und hier kommen wir auch schon zur Produktionshalle sämtlicher Zipp-Felgen - Ein Reinraum ist es zwar nicht – aber dennoch herrscht ein leichter Überdruck, damit beim Öffnen der Türen keine unnötige Luft und somit Schmutzpartikel in den Raum hineingesogen werden.
# Drei riesige Schneidetische werden für den Zuschnitt der Matten benötigt.
# Wer schonmal selbst mit diesen störrischen Matten gearbeitet hat, weiß, dass präzises Arbeiten durchaus einige Erfahrung erfordert.
# Dicke Carbonmatten aus Kohlefaser und Harz werden hier sehr passgenau geschnitten.
# Wer schonmal selbst mit diesen durchaus störrischen Matten gearbeitet hat, weiß, dass präzises Arbeiten durchaus einige Erfahrung erfordert.
# Riesiger Kühlraum - Hier werden die Carbonmatten gelagert.

Die rohen Carbonmatten werden in großen Kühlschränken tiefgekühlt. Denn Kohlefaser und Harz reagieren miteinander – bei niedrigen Temperaturen wird dieser Prozess jedoch so stark verlangsamt, dass die Matten längere Zeit problemlos lagern können. Herausgenommen werden sie auch nur dann, wenn sie direkt verarbeitet werden. Dann werden die Lagen für die Weiterverarbeitung präpariert: An drei großen Schneidetischen werden einzelne und mehrfache Lagen in verschiedenen Winkeln geschnitten und für die weiteren Arbeitsschritte vorbereitet. Laut Zipp entsteht durch die vorherigen, genauen Berechnungen der einzeln verwendeten Lagen so wenig Abfall, dass dieser nichtmal genau erfasst wird – billig ist das Rohmaterial schließlich auch nicht.

# Ein Blick durch die lange Halle - Die Schilder weisen drauf hin, welche Bereiche für welche Aufgaben genutzt werden.

„There is some technique and skill in it, they just make it look easy.“

Das Zitat kann ich bestätigen. Vor vielen Jahren kam ich bereits einmal zu dem Vergnügen, eine Carbon-Kurbel selber zu wickeln. 90 Minuten und knallrote Finger später war die Kurbel fertig, worauf uns erklärt wurde, dass die Profis das in 19 Minuten machen. Ein durchaus gnadenloser und immer noch stark von manueller Bearbeitung abhängiger Werkstoff, dieses CFK. Nun spulen wir ein bisschen vor, denn auch die Moulds dürfen wir nicht fotografieren. Ein paar Erklärungen, worauf es bei der Produktion einer Carbonfelge – uns beispielhaft an der aktuellen 3Zero Moto-Felge gezeigt – ankommt, haben wir dennoch.

# „Moto Cell“ heißt: Hier werden die im vergangenen Jahr vorgestellten 3Zero Moto-Felgen hergestellt. - Die überaus spannende Prozedur 2 Meter unter dem Schild dürfen wir leider nicht fotografieren.

Wer gedacht hat, dass so eine Felge rundherum in eine Mould gelegt wird, liegt falsch – stattdessen wird ein langer Streifen präpariert. Und bei diesem Legen und Formen eines Carbon-Bauteils gibt es zwei große Feinde: Hohlräume und trockene Fasern. Starten wir mal mit den Hohlräumen. Hierzu erklärt uns Ruan, dass die Vermeidung von Lufteinschlüssen für eine hohe strukturelle Festigkeit von hoher Bedeutung sind und man daher versuche, unter 2 % Lufteinschluss zu bleiben. Dies geschieht mit einem Verdichtungsprozess (Debulking), der durch Vakuumieren eintritt. Trockene Fasern erhält man immer dann, wenn der Harzanteil zu gering ist – um die Struktur nicht zu gefährden, gilt es, diese ebenfalls zu vermeiden. Typischerweise hat man laut Ruan in Carbonlagen einen Anteil von 60–65 % Carbonfaser und 35–40 % Harz. Bei unidirektionalen Lagen könne man laut Zipp sogar noch geringere Harzanteile verwenden – speziell für Felgen wie die 3Zero Moto sei jedoch eine gewisse Elastizität geradezu erwünscht.

„It’s like painting – everybody has a slightly different brush stroke. So you wanna find out, who is the guy who can do this the best and then you mimic his technique.“

Ruan über die verschiedenen Techniken der Carbon-Verarbeitungsspezialisten

Sämtliche Prozesse von der Carbonmatten-Anlieferung bis zum fertigen Laufrad werden bei Zipp vollständig personell dokumentiert und geprüft. Ziel sei laut Zipp dabei nicht, herauszufinden, wer die meisten Fehler macht – stattdessen erhoffen sich die Produktionsleiter eher Erkenntnisse darüber, wer am schnellsten – und somit technisch am versiertesten – arbeitet und wie man so von diesen Techniken lernen kann, um noch effizienter zu werden. Unsere Kamera muss leider auch hier aus bleiben, weswegen wir direkt zu Maria springen!

Maria ist eine der dienstältesten Mitarbeiterinnen bei Zipp und ist in dem, was sie macht, sehr gut. Sie klebt die Decals von Hand erschreckend passgenau auf die Felgen und lässt uns bereitwillig ihre Arbeit fotografieren. Von hier aus ist es auch nicht weit zu den Kolleg*innen, die für die Laufradmontage zuständig sind – jedes Laufrad wird hier von Hand aufgebaut, um die gewünschte Montagequalität garantieren zu können. Aber was ist denn das da hinten eigentlich? Ein paar Meter weiter steht ein großer, grüner Kasten, aus dem ab und zu Lichtstrahlen blitzen. Und genau hier her kommen die Laufräder mit den Grafiken aus der Eingangshalle. Dieser Drucker bedruckt alles, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist: Teamlaufräder, Mitarbeiterportraits, Logos und vieles mehr.

# … und so kommen wir direkt zu den fertigen Felgen! Nach Legen, Backen und Reinigen sehen die Felgen so aus und sind fast fertig.
# Dieses Equipment wird für die Aufkleber und Decals der Felgen benötigt.
# Alle Decals werden von Hand aufgeklebt – und wer schonmal Aufkleber in einem Lego-Set passgenau einkleben musste, kann sich vorstellen, dass auch hier Präzision durchaus ein Thema ist.
# Ready, Set …
# … Kleb!
# Maria ist eine der dienstältesten Angestellten und hat die vermutlich ruhigsten Hände der Firma.
# Zipp Hausbesuch-65
# Diese Laufräder sind erstmal fertig – allerdings hier nicht mit Zipp-eigenen, sondern mit Hope-Naben ausgestattet.
# Hier warten dutzende Felgen auf den Einspeichtermin - auch diese Prozedur findet direkt im Haus statt.
# Blick von der anderen Seite in die große Halle: rechts hinter der Wand findet die Produktion statt, ganz links hinten befindet sich ein Lager - in der Mitte der Halle wird zentriert und, noch viel spannender …
# … gedruckt! - Detaillierter dürfen wir nicht fotografieren. Aber verraten können wir, dass aus dieser Kawasaki-grünen Maschine auf Wunsch tolle Druckerzeugnisse direkt auf der Felge herauskommen.
# Das sieht dann so aus - egal ob ein Abbild des Firmengebäudes, Logos für Teams oder Designs für den World Bicycle Relief.
# Fertig für die Workshops - In diesen Behältern wird alles zu den Zentrierständern gefahren, was für ein komplettes Laufrad benötigt wird.
# An mehreren Montage-Stationen werden Laufräder für den Rennrad- und Mountainbike-Bereich aufgebaut.
# Zipp Hausbesuch-77
# Zipp Hausbesuch-76
# Hier gut zu erkennen: Das Golfball-Design am neuen Zipp 808-Laufradsatz - diese kleinen Dellen sollen für eine sanftere Luftströmung und somit bessere Performance im Wind sorgen – angelehnt an Golfbälle.
# Nic James ist seit vielen Jahren für die Team-Laufräder verantwortlich - Nicht umsonst lautet sein Firmentitel „Master Wheel Builder“.
# Pro Jahr kommen viele Dutzende Laufradsätze aus dem Road- und MTB-Bereich zusammen, für die nur Nic verantwortlich zeichnet - beziehungsweise zentriert.
# Zipp Hausbesuch-82
# Die Dame kennen wir doch schon aus Colorado Springs!

Testen im Vollsprint

Die letzte Station für uns ist das Testzentrum. Das Logo des Global Testing Teams kennen wir bereits aus Colorado Springs, die Räumlichkeiten hier unterscheiden sich allerdings in einem wichtigen Punkt: Hier dürfen wir nicht fotografieren. Drum auch hier ein paar Worte, aus denen ihr euch vielleicht ein Bild im Kopf erstellen könnt: Drinnen befinden sich Druck-Tests, Aufpralltests – ähnliche Aufbauten gibt es beispielsweise auch bei Schwalbe zu sehen. Dann allerdings gibt es ein Highlight, das wir bisher so nicht mal ansatzweise gesehen haben und das wir wirklich zu gern fotografiert hätten: Ein Fahrsimulator für glatte bis sehr rumpelige Oberflächen, der aus einem mit Hindernissen bestückten Riesen-Laufband besteht, auf dem ein Testfahrer, gesichert durch Gurte, dahin sprinten kann. Das Ganze wird mit Highspeed-Kameras aufgezeichnet und ist dafür da, die optimalen Breiten, Luftdrücke und weitere nützliche Parameter für einen geringen Rollwiderstand herauszufinden. Sehr beeindruckend!

# Juhu, endlich geht es wieder ins Testzentrum! - Sorry, leider diesmal keine Fotos. Stattdessen fotografieren wir noch ein paar Sammlerstücke der Zipp-Historie, die über den Test-Aufbauten hängen.
# Zipp 3000 Trispoke-Laufräder …
# … und verrückte Farben und Designs wie dieser Zipp 1150.
# Zipp Hausbesuch-89
# Zipp Hausbesuch-90

Die Zeit drängt auf unserer Mini-Tournee durch die Staaten. Hinter die Firmenbesichtigung kann ich schon einmal einen Haken machen. Was aber in Indianapolis für jeden Amerikaner und auch jeden sonstigen Besucher Pflicht ist, ist eine Runde im Bus um den weltberühmten Race-Track – und da wir schonmal in der Stadt sind, schwingen auch wir uns in den Bus zum mit Anekdoten vollgestopften, sehr netten Busfahrer. Mit Stopp auf der Ziellinie und einige spannende Geschichten später verabschieden wir uns von der Rennstrecke, holen uns noch ein Eis und machen uns mit Truckstop-Soundtrack per Auto auf nach Chicago ins SRAM-Hauptquartier.

Diese letzte Station unserer Hausbesuchs-Triologie lest ihr in den kommenden Wochen!

# Auf dem Indianapolis Motor Speedway - Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h rasten wir im Bus eine Runde über die Strecke.
# In der Ruhmeshalle des Speedways - Autofans hätten ihre helle Freude gehabt!
# Die Indy-Car-Fahrer Vitor Meira (links) und Tony Kanaan stellen 2010 ihre mit Zipp ausgestatteten Bikes auf dem Indianapolis Motor Speedway aus – beide sind schon bei Ironmans an den Start gegangen - Kanaan, begeisterter Radfahrer rund um Indianapolis, ist auch weiterhin Zipp-Ambassador. Foto: Zipp
# Einmal auf einer Rennstrecke stehen - Auch der Fotograf durfte einmal im Bild sein. Das Bild mit Vitor und Tony habe ich einmal ohne Fahrrad nachgestellt.
# Zipp Hausbesuch-91

Welches Produkt aus der Zipp-Vergangenheit ist das interessanteste?


Interessant? Hier findest du weitere Hausbesuche und Blicke hinter die Kulissen bei zahlreichen Unternehmen der Bikebranche.

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