Aenomaly Switchgrade Duo: Infos und Preise
Das Switchgrade Duo ist nach der ersten Version des Switchgrade eine simplifizierte Variante des Sattelneigungsmechanismus der jungen kanadischen Firma. Das Bauteil ersetzt die Sattelstreben-Aufnahme verschiedenster Sattelstützen, sitzt also zwischen Sattel und Stütze direkt am Stützenkopf. Ein Hebel, der sich im eingebauten Zustand zwischen den Sattelstreben versteckt, ermöglicht es, die Sattelneigung während der Fahrt zu verstellen. Satte 12° Neigung kann der Sattel dabei aus der Nullstellung rotiert werden und in zwei Positionen einrasten.

Preislich kommt das Switchgrade Duo auf 160 €, wiegt etwas über 180 g – je nach Hardware – die jedoch auch den vorherigen Klemmmechanismus ersetzen. Das Switchgrade ermöglicht eine freie Einstellung des Sattels entlang der Rails, baut etwa 10 mm höher – wiederum je nach Ausführung – und wird komplett aus Alu gefräst.
Das Switchgrade Duo wurde nach nur 2 Monaten durch das Switchgrade 2.0 EVO abgelöst, welches sich mit zwei festen Positionen oder aber, wie das Switchgrade 1.0, mit drei festen Positionen nutzen lässt.
- Verstellwinkel 12°
- Abmaße 92 mm x 55 mm x 40 mm (ergibt ca. 10 mm mehr Bauhöhe)
- Material 7075 T6 und 6061 T6 Aluminium
- Farben Farbe Gold/Schwarz
- Gewicht 160 g (ohne Montagesatz, Herstellerangabe)
- www.aenomalyconstructs.com
- Preis 160 € UVP
Im Detail
Einer der gravierendsten Unterschiede zwischen meinem DH-Bike und einem langhubigen E-MTB ist die Sattelposition. Fahrverhalten – 200 statt 180 mm Federweg, dafür 7-8 kg weniger – satt und sicher, ähnlich auf jeden Fall. Aber immer wieder wenn ich umsteige, merke ich, wie sehr mir der Sattel im Weg ist. Dass das nicht nur an der Sattelhöhe, sondern auch der Neigung liegt, ist für Downhiller kein großes Geheimnis. Fährt man nur bergab, stellt man sich die Sattelnase lieber etwas nach oben, um nicht vom Sattel zu rutschen, sollte man mal Platz nehmen.


Genau dieses Spannungsfeld adressiert Noel Dolotallas mit seiner Marke Aenomaly und dem patentierten Switchgrade. Das erste Switchgrade konnte aus der Nullstellung die Sattelnase senken oder anheben – also nach vorne und hinten rotieren und dort jeweils einrasten. Drei Sattelpositionen sollen ab einer horizontalen Stellung je eine optimierte Stellung für den steilen Anstieg oder die Abfahrt bereithalten. Diese Funktionalität ist auch im Switchgrade 2.0 EVO bereitgehalten – frühere Tests zeigten jedoch, dass es nicht immer einfach ist, die richtige Einrastposition zu finden. Gerade wenn man schon in den Trail rollt und noch hektisch die Neigung verstellen will.

Dieses Problem wurde mit dem Switchgrade Duo sowie einer Arretierungsfunktion am Switchgrade 2.0 EVO gelöst – beide können dann nur von Position A zu B um 12° rotiert werden.
So viel zur Idee und Funktionalität – Kompatibilität ist da noch so ein Thema. Fünf verschiedene Kits, verschiedene Shims und Adapter stellen mit einer großen Bandbreite an Dropper Posts die Kompatibilität her. Alles ist nachkaufbar, das Switchgrade kann also auch beim Wechsel auf eine neue Stütze mitgenommen werden. Auch beim Sattel kann man mit runden Streben, alternativ mit anderen Klemmschellen, aber auch mit hochovalen Rails arbeiten. Die Liste an kompatiblen Stützen wächst ständig und kann auf der Website von Aenomaly abgerufen werden. Aktuell ausgeschlossen sind nur neun Sattelstützen, darunter aber auch ein sehr populärer Vertreter: Die RockShox Reverb AXS 1.0.

Im Test
Mein erster Kontakt mit dem Switchgrade hat mir direkt die Limitationen des Systems aufgezeigt. Kollege Mitch hat mir das Teil für den Test überlassen – welche Zubehörvariante er hatte, war nicht ganz schlüssig. Natürlich hat sie aber nicht an die Fox Transfer 2025 im Nox Amplifier P2 gepasst. Nach kurzer Recherche konnte ich bei Aenomaly aber den passenden Adapter nachordern, der innerhalb weniger Tage auch zugestellt wurde. Ab dann lief alles glatt. Gut finde ich an dieser Stelle, dass die Kompatibilität durch den kostengünstigen Austausch von Hardware Packs (9-18 €) beim Wechsel der Stütze wiederhergestellt werden kann.

Im Testverlauf habe ich das Switchgrade dann in zwei Modi ausprobiert: Die Nullposition wurde einmal so gewählt, dass ich den Sattel nach vorne kippen konnte und einmal genau andersherum. Gerade beim E-Bike habe ich vor allem Potential für ersteres gesehen, also tiefe Sattelnase für steile Uphills und dann im Downhill eine neutrale Sattel-Stellung.


Die 12° Neigung fällt dabei größer als erwartet aus. Aus der Nullposition mit Sattel in der Horizontale zeigt der Sattel nach Betätigung des Switchgrade steil nach unten – im SAG relativiert sich das zwar ein klein wenig, aber die Sitzposition eignet sich für mich so nur, wenn ich Wege fahre, die ohne Motor nicht mehr fahren kann. Dann sitze ich sehr entspannt, muss mich nicht am Lenker festhalten, sondern kann wesentlich entspannter bergauf kurbeln. Gerade wenn es technisch wird, ist diese entspanntere Ausgangslage sehr hilfreich – ich kann mehr Fokus darauf lenken, rauf zu kommen, anstatt aufpassen zu müssen, dass ich nicht nach hinten vom Sattel abrutsche.

Während mich die starke Neigung bei flacheren Anstiegen auf den ersten Metern immer kurz stört, gewöhne ich mich danach auch immer wieder schnell wieder daran. Wechsle ich aus einer starken Steigung kommend von der tiefen Sattelnase zur Nullstellung, weil das Gelände wieder seichter wird, ist der Störfaktor ebenso da. Mein Eindruck ist, dass eine gewisse Konsistenz hilft: Lange Anstiege mit moderatem bis steilem Gefälle – hier ergibt das Switchgrade Sinn. Ein Gelände, das viel Veränderung im Gradient mitbringt, kurze Abfahrten und kurze Anstiege? Hier kommt es mir vor, als wäre ich immer noch in der Umgewöhnungsphase, bevor ich schon wieder umschalten kann.


Für meine Mittelgebirgs-Trails stelle ich fest: Habe ich den Sattel im Uphill nicht nach vorne gekippt, weil ich es vergessen habe, hatte ich das nicht unbedingt vermisst.
Anders sieht es aus, nachdem ich die Konfiguration geändert habe. Also: Switchgrade so eingestellt, dass der Sattel nach hinten abkippen kann. Insgesamt sehe ich darin auch den größeren Nutzen, denn hier stellt sich das Gefühl ein, dass ich etwas vergessen habe, wenn ich in die Abfahrt einbiege und der Sattel nicht nach hinten geklappt ist.
Die Neigung nach hinten kann zwar keinen zu geringen Sattelstützen-Hub ausgleichen, aber der Sattel ist definitiv weniger störend in der Abfahrt und gibt mehr etwas mehr Bewegungsfreiheit.

Insgesamt ist die Bedienung des Switchgrade simpel. Die beiden Stellungen rasten spürbar ein, der Hebel ist gut zu erreichen, der Neigemechanismus machte in den mehreren Monaten keine Probleme mit Geräuschentwicklung, nichts löste sich, soweit alles super. Bleibt noch die eingangs gestellte Frage: Gimmick oder Must-Have?
Für mich offen gesagt nicht ganz einfach zu beantworten. Der größte Punkt, der gegen das Switchgrade spricht, ist die fahrende Person. Wenn man vergisst, den Sattel zu neigen, wird es spätestens im technischen Gelände nicht mehr möglich, das zu korrigieren, da man die Hand vom Lenker nehmen muss. Ein Automatismus mit Absenken der Dropper Post ergibt zumindest am E-MTB in meinen Augen nicht wirklich Sinn. Ich fahre die Stütze schließlich auch in steilen oder technischen Uphills etwas ein – da will eigentlich keine Kopplung an die Sattelneigung.

Meine Fahrweise ohne Pausen, mit kurzen Anstiegen und Downhill-Segmenten und ohne den Dämpferlockout jemals zu betätigen, zeigt schon: Ich will eigentlich nur fahren und nicht über das Rad nachdenken. Da passt das Switchgrade für mich nicht unbedingt rein. Dennoch bietet es eine hervorragende Lösung für ein spezifisches Problem – und hat damit eine spezifische Zielgruppe. Wer mehr als 500 hm am Stück fährt und mit seiner Sattelneigung keine großen Kompromisse in Auf- und Abfahrt machen will, der bekommt mit dem Switchgrade ein durchdachtes, hochwertiges Bauteil mit super Kompatibilität.
Ausprobiert! Aenomaly Switchgrade Duo
Manche Probleme rechtfertigen Spezialwerkzeuge – und genau das ist das Aenomaly Switchgrade in meinen Augen. Ein Must-Have? Zumindest für Mittelgebirgsregionen in meinen Augen nicht. Der Sattelneigungsmechanismus funktioniert aber hervorragend, auch bei Schlechtwetter und Matsch, schafft wahlweise eine entspanntere Sitzposition für den steilen Uphill oder einen besseren Kompromiss aus leichter Neigung nach vorn für entspannten Uphill und vergrößerter Bewegungsfreiheit im Downhill.

Preisvergleich

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8 Kommentare
» Alle Kommentare im ForumWas hat das Teil mit der Fahrtechnik zu tun?
Das Ding ist für lange Anstiege gut und nimmt ordentlich den Druck vom Dammbereich. Eigentlich sehr angenehm auf langen monotonen Kletterpassagen. Nur bei viel Dreck und Schlamm ist es halt pflegeintensiv.
Sind 12 Grad also quasi für 21,2 Prozent mittlere Steigung nicht etwas viel?
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