Video: Schlüsseldienst by Tom Öhler – Episode 3
Torsten Kollmer ruft den Schlüsseldienst von Tom Öhler
Torsten – und auch seine Partnerin Mareike, die beim Dreh dabei war und im Hintergrund fleißig mitgeübt hat – sind für mich ein Paradebeispiel, wie man ideal in eine Bike-Karriere startet. Der „klassische“ Weg sieht oft so aus: Man beginnt mit dem Mountainbiken, fährt ein paar Jahre drauflos und merkt irgendwann, dass man fahrtechnisch auf einem Plateau hängt. Erst dann kommt der Schritt ins Fahrtechniktraining – und häufig stellt man fest, dass sich viele Bewegungsmuster bereits falsch eingeprägt haben und schwer wieder wegzubekommen sind.
Ein Vergleich: Beim Skifahren ist es völlig normal, dass man als Einsteiger einen Skikurs besucht, um die Grundtechnik richtig zu lernen. Beim Mountainbiken passiert das kaum – „Radfahren kann man ja“.
Torsten und Mareike haben es genau anders gemacht: Sie haben ihre Bike-Reise direkt mit einem Fahrtechnikkurs bei Südtirolbike begonnen. Dort haben sie von Anfang an die richtige Körperposition und die wichtigsten Grundtechniken gelernt. Das Ergebnis: Obwohl beide vergleichsweise spät mit dem Mountainbiken angefangen haben, haben sie extrem schnell Fortschritte gemacht, stehen heute sehr sicher auf dem Bike und können alpine Abenteuer genießen, ohne dabei unnötig viel zu riskieren.


Steckbrief: Torsten Kollmer
- Alter: 55 Jahre
- Wohnort: Nähe Freiburg im Breisgau
- Bike-Background: Früher war das Bike nur Mittel zum Zweck – Transport zum Klettereinstieg. Mit dem ersten Fully verschob sich der Fokus.
- Gamechanger: 2020, Fahrtechnik-Kurs im Vinschgau und erste alpine Touren, u. a. vom Stilfser Joch. Seitdem: komplett Mountainbike-infiziert.
- Unterwegs: Mit Partnerin Mareike und Camper quer durch die Alpen – jeder Urlaub ist ein Bikeurlaub.
- Hometrails: Schwarzwald. Vorzugsweise abseits der Hotspots, dafür auf versteckten, ruhigen Trails direkt vor der Haustür.
- Bikes: Hybrid unterwegs – Bio-Bike und E-MTB. Letzteres erweitert den Radius enorm.
- Lieblingstrails: Tutti Frutti, Umbrailtrail, Bergstadl, Balcon de Ferret, Canadian Trail in Freiburg
Torstens Schlüsselstelle: Technischer Uphill mit dem E-MTB
Torstens Schlüsselstelle war diesmal kein klassischer Downhill, sondern ein knackiger Uphill-Trail. Die Passage: steil, mit engen Kurven, rutschigen Wurzeln, kleinen Stufen und Schrägfahrten – an diesem Tag schön feucht und rutschig, also genau richtig zum Üben.
Bevor wir uns an die eigentliche Schlüsselstelle wagten, starteten wir direkt an einem Teilstück, das sich perfekt für die Basics eignete. Mein Ziel war es, mit Torsten drei zentrale Punkte im E-MTB-Uphill zu erarbeiten:
- Körperhaltung im Uphill
- Linienwahl – Fokus aufs Hinterrad
- Stufen und Unebenheiten überwinden
Schritt 1: Bikesetup & Körperhaltung
Bevor es losging, checkten wir das Setup:
- Dämpfer: bleiben offen.
- Sattel: ungefähr auf halber Höhe, für mehr Bewegungsfreiheit und Druck aufs Hinterrad.
- Gangwahl: lieber etwas zu leicht als zu schwer, außer bei hohen Stufen.
- Die Körperhaltung ist beim Uphill entscheidend:
- Arme nach hinten-unten am Lenker ziehen.
- Oberkörper dadurch nach vorne-unten bringen.
- Ellbogen eng am Körper. Das Ergebnis: Das Vorderrad steigt weniger schnell, während das Hinterrad mehr Traktion bekommt.
Schritt 2: Linienwahl
Im Downhill liegt der Fokus auf dem Vorderrad – dort brauchen wir Bremstraktion und Lenkpräzision. Im Uphill ist es genau umgekehrt: Das Hinterrad entscheidet. Das heißt: Unebenheiten wie Steine oder Wurzeln wenn möglich, mit dem Hinterrad umfahren, das Vorderrad „opfert“ man notfalls. Besonders in engen Kehren ist es entscheidend, das Vorderrad weit außen zu führen, damit das Hinterrad sauber durchkommt.
Schritt 3: Stufen überwinden
Das A und O bei einer Uphill-Stufe:
- Vorderrad direkt auf die Stufe setzen – nicht dagegen. Dafür nutzen wir den Motor.
- Hinterrad entlasten – kurz aufstehen, Becken anheben, damit das Rad Platz nach oben hat.
- Fließen lassen: Die Bewegung darf nicht stückeln, sondern muss wie Wasser durchlaufen.
Ein spannender Faktor beim E-MTB ist der Motornachlauf (Overrun). Systeme wie der Bosch „Race“-Modus oder der Fazua Ride 60 schieben den Fahrer nach dem Pedalieren noch bis zu zwei Meter weiter, ohne dass man die Pedale drehen muss – ein riesiger Vorteil im Uphill. Ohne Overrun wird Pedalmanagement extrem wichtig, damit man nicht mit dem Pedal an der Stufenkante hängen bleibt.
Analyse des finalen Versuchs
Beim finalen Durchgang an seiner Schlüsselstelle zeigte sich schön, wie schnell Torsten die Tipps umsetzen konnte.
- Körperposition: Viel aktiver, dynamischer, näher am Lenker. Immer mit feinen seitlichen Korrekturen für die entsprechende Balance.
- Linienwahl: Klarer Fokus aufs Hinterrad, dadurch weniger Rutscher und besserer Flow.
- Stufen: Beim Vorderrad setzte er diesmal bewusst auf die Kante, entlastete das Hinterrad und nutzte den Motor optimal.
Der Aha-Moment kam, als er merkte, dass weniger Geschwindigkeit oft mehr Kontrolle bedeutet. Vor allem an einer steilen Passage, wo er zunächst mit zu viel Schwung reinging und die Traktion verlor. Mit einer ruhigeren Anfahrt und kontrolliertem „Gas“ gelang der Durchgang dagegen perfekt.
Torstens Fazit nach dem erfolgreichen Versuch:
„Das war der Gamechanger!“
Mein Fazit
Das E-MTB eröffnet im Uphill ganz neue Möglichkeiten – und bringt gleichzeitig neue technische Herausforderungen mit sich. Körperhaltung, Linienwahl und der richtige Umgang mit Motor und Pedalen sind entscheidend, um schwierige Passagen zu meistern.
Torsten hat das in dieser Episode eindrucksvoll gezeigt: Mit ein paar gezielten Technikbausteinen konnte er seine Schlüsselstelle knacken – und ganz nebenbei auch sein Fahrgefühl am Bio-Bike verbessern.
Und: Sein und Mareikes Weg zeigt wunderbar, dass ein früher Einstieg ins Fahrtechniktraining der wohl beste Shortcut zu Sicherheit und Fahrspaß ist.
Wer ist eigentlich Tom Öhler?
Ich liebe E-MTBs, in erster Linie, weil ich damit einfach wesentlich mehr Trailkilometer sammeln kann. Aber es verleitet oft zu einer unsauberen Fahrtechnik – das mehr an Gewicht will bewusst und kontrolliert bewegt werden, damit der gleiche Fahrspaß aufkommt wie bei einem Biobike.

Tom Öhler ist ein österreichischer Profi-Biker und ehemaliger Weltmeister im Trial-Biken. Er wurde durch seine spektakulären auf dem Mountainbike und seine exzellente Fahrtechnik bekannt und hält mehrere Weltrekorde. Heute begeistert er mit atemberaubenden Shows, YouTube-Videos und Filmprojekten, wie beispielsweise seiner Videoserie „Schlüsseldienst by Tom Öhler“, in denen er technische Lines, Balance-Akte und kreative Tricks oft in spektakulären Locations zeigt – vom Gipfelgrat bis zur Stadtmauer, Tom fährt mit seinem Bike einfach überall und meistert die ein oder andere Spitzkehre auch gern einmal rückwärts. Sein Stil verbindet Präzision, Flow und Mut auf höchstem Niveau. Mit seiner Erfahrung als Showfahrer, Coach und E-MTB-Abenteurer weiß er, wie man auch scheinbar unmögliche Linien kontrolliert meistert – und genau dieses Wissen will er jetzt mit der Community teilen.
Wie sieht die Schlüsselstelle auf deinem Hometrail aus?
Weiterlesen
Hier findest du alle Folgen aus der Video- und Artikelreihe „Schlüsseldienst by Tom Öhler“:
Kommentare
» Alle Kommentare im ForumDen vollständigen Artikel ansehen:
Schlüsseldienst by Tom Öhler – Episode 3: Technischer Uphill mit dem E-MTB
Wie sieht die Schlüsselstelle auf deinem Hometrail aus?
Der erste sinnvolle Beitrag zum fahren lernen/verbessern mit einem ebike, den ich hier wahr nehme. Dafür sind ebikes gemacht. Technischer uphill.
Die ganzen redaktionell bearbeiteten Fahrten wo zu 98% drin steht wie "subba" das Rad Berg runter hoppelt sind für mich für die 😼.
Wir laden dich ein, jeden Artikel bei uns im Forum zu kommentieren und diskutieren. Schau dir die bisherige Diskussion an oder kommentiere einfach im folgenden Formular: