zNT-Studie warnt vor Aufweichung der EPAC-Regeln Differenzierung statt Neudefinition

Das Zentrum für nachhaltige Transformation (zNT) hat eine Kurzstudie zur Zukunft der Pedelec-Regulierung veröffentlicht. Die Analyse beleuchtet aktuelle Herausforderungen, bewertet Forderungen verschiedener Branchenverbände und skizziert mögliche Entwicklungspfade für die rechtlichen Rahmenbedingungen. Ziel sei es, den Erfolg der EPACs zu sichern, ohne das System zu überdehnen.
Titelbild

Pedelecs – offiziell EPACs (Electrically Power Assisted Cycles) – sind längst ein Massenphänomen. Rund 16 Millionen dieser Räder sind in Deutschland unterwegs. Grundlage dieses Erfolgs ist die rechtliche Gleichstellung mit Fahrrädern nach der EU-Verordnung 168/2013: keine Typgenehmigung, keine Versicherungspflicht, keine Kennzeichen. Doch neue Fahrzeugtypen, technische Lobbyinteressen und EU-weite Regulierungsinitiativen bringen Bewegung in das Thema.

Die zNT-Studie untersucht die aktuelle Lage, vergleicht Positionen von Akteuren wie LEVA-EU und dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) und zeigt drei Szenarien für die künftige Regulierung auf – von punktuellen Präzisierungen über gestufte Kategorisierungen bis hin zu einer kompletten Neudefinition. Empfohlen wird eine vorsichtige Anpassung, die technische Vielfalt zulassen, aber den Kern der EPAC-Kategorie erhalten soll.

Erfolgsmodell mit Grauzonen

Die geltenden Regeln definieren EPACs klar: maximal 250 W Nenndauerleistung, Unterstützung nur beim Treten, Abschaltung bei 25 km/h. Doch in der Praxis entstehen Graubereiche – etwa bei Spitzenleistungen, Unterstützungsverhältnissen oder dem Gewicht schwerer Cargo-Bikes. Manipulationen zur Aufhebung der Geschwindigkeitsbegrenzung werden zudem kaum systematisch kontrolliert.

Ein Beispiel aus London verdeutlicht laut Studie, was passieren kann, wenn Abgrenzungen verwischen: illegal getunte Hochleistungs-E-Bikes, steigende Unfallzahlen und ein Imageverlust der gesamten Fahrzeugkategorie.

Nutzer wollen kein Watt-Wettrüsten

Begleitend hat das zNT eine repräsentative Umfrage mit Civey durchgeführt. Demnach sehen 84 % der Befragten ihr E-Bike als alltagstauglich, 95 % halten die Reichweite für ausreichend und nur 15 % nutzen regelmäßig die höchste Motorstufe. Der häufigste Verbesserungswunsch: weniger Gewicht, nicht mehr Leistung. Eine Mehrheit lehnt leistungsstärkere Varianten ab – vor allem wegen möglicher Versicherungspflicht, höherer Unfallrisiken und Einschränkungen bei der Nutzung von Rad- und Waldwegen.

Empfehlung: Klarheit schaffen, Kern erhalten

Die Studie plädiert dafür, leistungsstärkere Fahrzeuge nicht pauschal mit klassischen EPACs gleichzustellen. Stattdessen könnten klare technische Abgrenzungen – etwa beim Unterstützungsverhältnis oder beim Gesamtgewicht – helfen, Sicherheit und Nutzervertrauen zu wahren. Ein gestuftes Regulierungssystem würde so neue Konzepte ermöglichen, ohne den etablierten Nutzungsrahmen zu verwässern.

Parallelen zur ZIV-Position

Wie schon in der jüngsten ZIV-Positionierung (wir berichteten – ZIV schlägt Leistungsbeschränkung bei E-Bikes vor) betont auch das zNT die Bedeutung einer präzisen, aber stabilen Regulierung. Während der ZIV konkrete technische Grenzwerte vorschlägt (u. a. 750 W Maximalleistung, Gewichtslimits), fokussiert das zNT stärker auf die grundsätzliche Unterscheidung zwischen pedalunterstützten und eigenangetriebenen Fahrzeugen. Beide Ansätze verfolgen jedoch das gleiche Ziel: das Pedelec als niedrigschwellige, sichere und akzeptierte Mobilitätsform zu erhalten.

Vollständige Studie

Wer die vollständige Studie in Augenschein nehmen möchte, der wird direkt bei zNT fündig – unter www.znt-berlin.com/e-bike gibts nicht nur die Studie, sondern auch die Umfrage zum Thema.

Wie seht ihr das – lieber klare Grenzen ziehen oder mehr Freiheit für neue Konzepte?

Infos: zNT – Zentrum für nachhaltige Transformation

9 Kommentare

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  1. Ich fahre mein Pendel-E-Bike über 90% der Zeit in der maximalen Unterstützung.

    Ich will aber auch möglichst schnell zu/von meinem Arbeitsort als Alternative zum PKW.

    Ich würde eine maximale Geschwindigkeit von 30/32 Km/h wie in den USA deutlich bevorzugen.
    Dafür gibts ja S-Pedelecs 🤷‍♂️
  2. Damit müsste ich dann aber zumindest einen zum Teil erheblichen Umweg fahren weil ich ja keine Radwege mehr benutzen darf. Ich habe das Glück, dass ein Radweg (parallel zu einem Fluss) der direkteste Weg ist.

    Ist mir schon klar, mit 32 km/h+ ist man auf dem Radweg teilweise (je nach Nutzerdichte/Uhrzeit) auch nicht mehr gut aufgehoben. Aber z.B. könnte man ja auch sagen, solange man nicht schneller als 25 km/h fährt, darf auch ein S-Pedelec auf dem Radweg fahren.

    Kontrollieren kann das alles ohnehin ja niemand in relevantem Ausmaß.

  3. Heißt das die Bikes aus dem Nordamerikanischen Raum fallen dann bald raus, oder kriegen auch 25km/h ?
    Weil das hört sich ja nach einer internationalen Regelung für Pedelecs an.
    Bei uns müssen die so oder so auf 25km/h begrenzt sein, wenn die bei uns verkauft werden
  4. Wie weit ist denn

    Damit müsste ich dann aber zumindest einen zum Teil erheblichen Umweg fahren weil ich ja keine Radwege mehr benutzen darf. Ich habe das Glück, dass ein Radweg (parallel zu einem Fluss) der direkteste Weg ist.

    Ist mir schon klar, mit 32 km/h+ ist man auf dem Radweg teilweise (je nach Nutzerdichte/Uhrzeit) auch nicht mehr gut aufgehoben. Aber z.B. könnte man ja auch sagen, solange man nicht schneller als 25 km/h fährt, darf auch ein S-Pedelec auf dem Radweg fahren.

    Kontrollieren kann das alles ohnehin ja niemand in relevantem Ausmaß.
    Wie weit ist denn 1 Weg? Oder besser gefragt: wie viel Zeit sparst Du bei Deinem Weg, wenn Du statt 25 dauernd 32 km/h fahren würdest?
  5. Wie weit ist denn

    Wie weit ist denn 1 Weg? Oder besser gefragt: wie viel Zeit sparst Du bei Deinem Weg, wenn Du statt 25 dauernd 32 km/h fahren würdest?
    Rein theoretisch 28% schneller 🤣
    Praktisch bei 1h Fahrzeit würde ich mal 10 Minuten schätzen die man schneller da ist
    Obs da drauf ankommt idk 🤷
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