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Vorteile von Minimal-Assist-Motoren im E-Bike
„Bio ist tot – es lebe Light-Support!“

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Light-Support & Minimal-Assist – was ist das?

Der Bezeichnungen „Light-Support“ oder „Minimal-Assist“ beschreiben eigentlich schon sehr gut, worum es geht – Assist, die Unterstützung, legt natürlich nahe, dass es sich um ein Fahrrad mit Unterstützung durch ein Antriebssystem handelt. Im Speziellen sprechen wir hier ausschließlich über ab Werk verbaute Antriebe an Pedelecs – keine Nachrüstlösungen oder lustigen Akkuschrauber-Hacks.

# Light-E-Bike ist eine etwas trügerische Formulierung, denn sie suggeriert vor allem ein geringes Gewicht – besser passen Light-Support oder Minimal-Assist, die den leichten, natürlichen Unterstützungscharakter der Motorsysteme beschreiben – Arne, MTB-News.de-Testleiter und Maschine, kann nicht angemerkt werden, dass das Unno Ikki etwa 19 kg wiegt.
Diashow: Minimal Assist Education: Warum Light-Support-Motoren, wie der TQ-HPR50, eine absolute Berechtigung haben
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Minimal-Assist ist bei E-Bikes noch eher die Ausnahme als die Regel, obwohl mittlerweile diverse Hersteller auf Light-Support-E-Bikes setzen. Die Motorsysteme für diese Gangart des E-Bikens könnten unterschiedlicher nicht sein. Während bei Full-Power-E-Bikes gilt: Mehr ist mehr – sowohl bei Leistung als auch bei Reichweite – hat sich am Minimal-Assist-E-Mountainbike, oder kurz Light-E-MTB, noch kein Konzept final durchgesetzt. Aktuell sind sowohl Nabenmotoren, dedizierte Light-Support-Mittelmotoren, wie beispielsweise der TQ-HPR50 oder der etwas stärkere TQ-HPR60, als auch gedrosselte Full-Power-Aggregate, wie im Orbea Rise, mit kleinen Akkus im Markt vertreten.

# Komplett auf ein Light-Support-System maßgeschneidert …
# … oder mit gedrosseltem Full-Power-Motor?

Blickt man rein auf die Zahlen, könnte man ein Minimal-Assist-Konzept jedoch wie folgt beschreiben:

# 1.850 g, 300 W und 50 Nm, dazu ein sanfter Charakter und eine kompakte Bauform – der TQ-HPR50 gilt als einer der Motoren, die am nächsten am unmotorisierten Mountainbike positioniert sind, und passt perfekt in die Light-Support-Schublade.

Bei eMTB-News.de nutzen wir seit 2019 folgende Definition für Light-Support-/ Minimal-Assist-E-Bikes:

Der Begriff Light bezieht sich hierbei nicht auf das Gewicht des E-Bikes, sondern kommt von Light-Support und hängt komplett mit dem Motorsystem zusammen. Hier bezieht sich die Kategorisierung einzig auf den Support, also das maximale Drehmoment, und die Akkukapazität. Trotzdem sind Light-E-MTB in der Regel auch als leichte E-MTB einzustufen, da es wenig sinnvoll ist, einen vergleichsweise schwachen Motor in ein schweres E-Bike einzubauen.

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Populäre Motorsystem im Leistungsdatenvergleich

HerstellerTQFazuaBoschShimanoBoschDJIShimano
ModellHPR 50Ride60Performance Line SXEP801 RSPerformance Line CXAvinoxEP801
MotorklasseMinimal AssistMinimal AssistMinimal AssistFull Power gedrosseltFull PowerFull PowerFull Power
Gewicht1850196020002600280025202600
Drehmoment506055548510585
Maximale Leistung3004006003407501200600
Leistungsgewicht6,164,93,337,653,732,14,33

Light-Support – ist das schon E-Bike oder noch Fahrrad?

Entsprechend unserer Definition und dem, was der Markt spiegelt, sind Minimal-Assist-Bikes meist in der Unter-20-kg-Klasse vertreten. In Kombination mit der reduzierten Motorpower passen Light-Support-Bikes in die Nische zwischen unmotorisierten, leichteren Fahrrädern und E-Bikes mit höherer Leistung, aber auch höherem Gewicht. Dabei entleihen sie aus beiden Kategorien Charaktermerkmale.

# Das Akustik-Rapcon wiegt laut Konfigurator leichte 15,44 kg – wohlgemerkt in anderer Ausstattung – da Simplon das gleiche Rad in drei Konfigurationen anbietet, eignet es sich hervorragend für den Vergleich.
# Rapcon :eTQ – 19,25 kg in dieser Ausstattungsvariante, 20,25 kg in der Variante des Konfigurators.
# Rapcon :eCX – 24,29 kg mit der in etwa gleichen Ausstattung wie seine beiden Brüder.

Öffnen wir das Rechenbeispiel: Simplon bietet sein Rapcon mit diversen Motorsystemen, aber auch als unmotorisierte Variante an. Im Konfigurator von Simplon lässt sich eine nahezu gleiche Ausstattung konfigurieren, egal ob Rapcon ohne Motor, mit Bosch CX oder TQ-HPR50. Im Vergleich zum Bio-Bike muss man bei gleicher Konfiguration bei der TQ-Variante ca. 31 % Mehrgewicht in Kauf nehmen, während es beim Fullpower-Bike satte 57 % sind – bei vergleichbarer Ausstattung, ohne Performance-Abstriche durch leichtere und gegebenfalls unpassende Ausstattungsfeatures machen zu müssen.

# Auf dem Papier fällt das Minimal-Assist-Bike genau in die Mitte, charakterlich liegt es eher am unmotorisierten Pendant – das ist allerdings eher auf einem Testtrail zu erfahren und kommunikativ nur schwierig zu vermitteln.

Zuletzt hatten wir ein Simplon Rapcon :eTQ im Test, das sich von dieser deckungsgleichen Konfiguration leicht unterschieden hat, genau ein Kilo leichter war, als diese vergleichbare Konfiguration es war – und damit nur mehr 25 % Mehrgewicht im Vergleich zum Biobike mitbringt.

Bezogen auf das Systemgewicht ergibt sich ein Mehrgewicht von 4–5 % (TQ) bzw. 9 % (CX) bei einem Leistungsplus von maximal Faktor 2 (TQ) bis Faktor 4 (CX).

RapconGewicht (kg)Mehrgewicht (%)Systemgewicht (kg)Mehrgewicht (%)
Bio15,4495,44
TQ20,2531 %100,255 %
CX24,2957 %104,299 %
TQ (Testrad)19,2525 %99,254 %

Rein auf die Fakten bezogen, sitzt das Minimal Assist Rapcon hier also komfortabel in der Mitte. Charakterlich näher ist das Minimal-Assist-System dabei aber dem unmotorisierten Bike. Das macht sich optisch, akustisch und im Fahrgefühl sowohl bergauf als auch bergab deutlich bemerkbar.

# Looks like a – Mountainbike? – Optisch, akustisch und im Fahrgefühl liegen unmotorisierte Bikes und Minimal-Assist-Bikes nahe beieinander.

Wer beim Bio-Bike keinen Wert auf ein besonders niedriges Gewicht legt, dem bzw. der wird der Umstieg auf das leichte E-Bike denkbar einfach gelingen. Wer schon länger Mountainbike fährt und eher aus der DH-Ecke kommt, wird sich an Sportgeräte mit knapp 20 kg erinnern können – und sie entsprechend zu bewegen wissen.

Vorteile von Minimal-Assist/ Light-Support

Nachteile von Minimal-Assist/ Light-Support

Für wen ist es das Richtige?

Die bisherige Unstimmigkeit bei den Motorkonzepten hat einen triftigen Grund, denn in gewisser Weise gibt es hier einen Interessenskonflikt – einerseits will das Minimal-Assist-Bike so leicht wie möglich sein, dabei spricht man aber zwei Zielgruppen an: Entweder Wiederholungstäter, die bereits von Full-Power-Bikes verwöhnt sind, oder Erstkäufer, die sich zwischen Light-Support und Full-Support entscheiden.

# Vier Typen, vier verschiedene Geschmäcker und Zielgruppen – wer rechtzeitig geschaltet hätte vor der Rampe, der hätte hier auch nicht in den Wiegetritt gehen müssen.

Ausschließen kann man das Light-Support-Konzept aber vor allem für zwei Gruppen: Wer schwer ist, dem wird der Support fehlen, wer Punch mag, gerne steil bergauf will und die Challenge darin sucht, bergauf Grenzen auszuloten – der ist hier nur bedingt gut beraten.

In diesem Vergleich steht Minimal Assist rein auf die Leistungsdaten bezogen weniger gut dar und muss durch andere Argumente abliefern. Dabei hilft grundsätzlich eine genaue Analyse der eigenen Nutzungsgewohnheiten. Wer beispielsweise keinen Wert darauf legt, auch den Uphill spannender zu gestalten, bekommt mit dem Minimal-Assist-System bergab eine ganze Schippe Vorteile. Sprich – wer sich trotz E-Bike nur auf Forstwegen bergauf bewegt und den Fokus stärker auf die Abfahrt legt, kann vom leichteren Paket profitieren.

# Im Uphill gerne auf Wegen unterwegs, die man mit dem unmotorisierten Fahrrad nicht fahren würde? – Dann ist ein Light-Support-System wahrscheinlich nicht die richtige Wahl.

Nicht alle, die E-Bike fahren, brauchen Full-Power oder suchen ihren Heiland in technisch absurd schweren Uphill-Passagen. Viele fahren auch bei einem Bike mit viel Leistung ausschließlich in den unteren Unterstützungs-Modi, weshalb hier vielleicht ein leichteres Modell mit Minimal-Assist oder Light-Support die bessere Wahl wäre.

Rico Haase, Chefredakteur eMTB-News

Natürlich ist das Light-Support-System auch Menschen empfohlen, die sich dem unmotorisierten Mountainbike weiterhin verbunden fühlen, weniger auf Basis von Prinzipien, sondern wegen des leichtfüßigeren Fahrgefühls. Auch hier punkten Motorsysteme wie der TQ-HPR50.

Bergauf ist man mit dem Minimal-Assist-E-Mountainbike weniger auf steilen, technischen Trails unterwegs, fährt nicht in der Falllinie nach oben, sondern eher die Trails und Wege, die man auch mit einem unmotorisierten Fahrrad fahren würde. Vielleicht lassen sich noch ein paar kleine Uphill-Challenges mehr einbauen. Man ist dabei schneller oder deutlich entlastet unterwegs. Gemischte Touren mit Personen ohne E-Bike machen unserer Erfahrung nach deutlich mehr Spaß, da die Gruppe weniger heterogen ist. Flüsterleise ist man auch im akustischen Eindruck nahe am unmotorisierten Bike unterwegs – das ist allerdings nicht bei jedem Motor so – hier kann vor allem der HPR50 gegenüber den Systemen von Fazua und Bosch punkten.

# Gediegene Uphills ohne super steile, technische Sektionen machen mit Light-Support richtig Spaß – die sanfte Unterstützung rückt das Naturerlebnis in den Vordergrund, Ausblick genießen, entspannter als ohne Motor, langsamer als mit Full-Power.
# Trails bergauf sind mit dem Light-Support-System anstrengender als mit dem Full-Power-Bike und nicht unbedingt eine Stärke des Systems. – Dafür belohnen Motoren wie der TQ-HPR50 mit einer leisen Geräuschkulisse.

Bergab ist dann natürlich deutlich: Das geringere Gewicht macht sich bemerkbar, wenn es um Beschleunigung und Verzögerung geht, das Fahrwerk liegt satt auf, aber nicht so sehr, wie man es von Full-Power-E-Bikes kennt. Bremswege sind deutlich kürzer als mit den schweren Full-Power-Bikes, das Minimal-Assist-Bike lässt sich wesentlich einfacher manövrieren und kontrollieren. Zudem lässt sich das geringe Gewicht deutlich einfacher beschleunigen, zum Beispiel aus Kurven heraus, wenn man über 25 km/h fährt und der Motor nicht mehr unterstützt.

# Spieltrieb wird bergab großgeschrieben – Bremspunkte wandern näher an die Kurven als bei schweren E-Bikes, abziehen gelingt leichter.
# Dabei liegt das Bike aber satt auf – gewisse Charaktermerkmale des Full-Power-E-MTBs kommen auch schon bei knapp 20 kg zum Vorschein.

Das macht das Light-Support-E-MTB auch zum potenziell guten Begleiter auf Rennen. Zugegeben – eher Rennen, auf denen Powerstages mit Uphill-Challenges nicht stattfinden, sondern eher Begleitevents zu Enduro-Rennen, die auf den gleichen Strecken stattfinden. Möglich ist es trotzdem, um den Sieg zu fahren, das konnte Felix Heine vor zwei Jahren bei sehr fordernden Bedingungen der Chili Enduro Series am Geißkopf mit seinem Scott Lumen beweisen.

# Qualität vor Quantität, Gruppendynamik vor Ego, lieber bergab als bergauf – das klingt nach dir? – Dann hättest du in diesem Light-Support-Train definitiv einen Platz!

Wem würde ich das Light-Support-E-MTB also empfehlen? Auf jeden Fall all denen, die Fahrrad fahren, um Spaß zu haben. Wo kein Wettkampfgedanke dahinter steht, wo die Qualität des Rides im Vordergrund steht, wo man lieber in der Gemeinschaft unterwegs ist – überall dort ist das natürliche Fahrgefühl des Minimal-Assist-Bikes zuhause.

Zusammengefasst – erkennst du dich in diesen Punkten wieder, solltest du mal ein Light-Support-E-Bike Probefahren:

Warum fahre ich persönlich Light-E-MTB?

Mein Name ist Chris Spath, ich bin 31 Jahre alt und seit Februar Teil der eMTB-News.de-Redaktion. Vielleicht kennt mich der ein oder andere noch von MTB-News.de, wo ich 5 Jahre als Testredakteur tätig war.

Vom Mountainbike-Redakteur zum E-Bike-Redakteur umzusteigen war für mich ein logischer Schritt, denn ich bin ein sehr neugieriger Mensch und im Bereich E-Mountainbike ist die Schlagzahl bei der Vorstellung von Neuheiten und das Innovationspotenzial aktuell deutlich höher als beim Mountainbike. Natürlich fasziniert mich auch die Leichtigkeit, die das E-MTB bergauf mitbringt. Gleichzeitig bin ich ein Fan von möglichst simplen Fahrrädern – je weniger dran ist, desto weniger kann kaputtgehen. Das ist irgendwo natürlich ein Interessenskonflikt, sorgt aber dafür, dass ich weiterhin die komplette Bandbreite an Mountainbikes nutze – privat gerne ohne Motor, unter der Woche gerne und fast immer mit.

# Ich liebe den Uphill, sehe das Full-Power-E-Bike als Werkzeug für Challenges und Effizienz, will aber auf dem Bike auch runter kommen – Gespräche, Entschleunigung und sportlicher Ehrgeiz gehören für mich ganz klar zum Mountainbiken dazu.

Meine Hometrails sind steil – bergauf und bergab. Steige ich zwischen Systemen um, dann fällt mir immer auf, wie geil ich ein „leichtes“ (15 kg schweres) Trail-Bike finde und wie schwer mir andersherum die Umstellung in Sachen Fahrdynamik und Bremspunkte mit dem Full-Power-Bike fällt. Mindestens 2-3 Runs brauche ich Zeit, um nicht vor jeder Kurve große Augen zu bekommen.

Full-Power fahre ich eigentlich am liebsten alleine, in Gruppen ist das Tempo bergauf meist zu hoch oder die Trails zu technisch, um sich noch sinnvoll zu verständigen. Dann lieber ohne Gesellschaft, ohne Pausen, straight rauf, straight wieder runter. Das schwere Bike ist für mich eher ein effizientes Werkzeug. In knapp 2 h fahre ich alle Trails am Hausberg einmal, sammle Eindrücke – die Befriedigung fällt dabei aber weniger groß aus.

# Mir ist Leichtfüßigkeit und Agilität bergab wichtiger als das volle Bergauf-Ballern – Full-Power fahre ich am liebsten alleine – dann fehlen mir aber gewisse Aspekte, die ich am Mountainbiken ansonsten schätze.

Diese setzt eher ein, wenn sich andere Aspekte dazugesellen: Der sportliche Ehrgeiz, eine gute Gruppendynamik, Zeit für Gespräche, wenn der Uphill länger dauert. Der Genuss steigt für mich mit der Entschleunigung. Und genau deshalb genieße ich es, langsam bergauf zu fahren. Wenn ich langsam bergauf fahre, will ich aber nicht unbedingt einen 25-kg-Hobel den Berg runterbremsen müssen.

Das Light-Support-E-Bike stellt für mich damit einen sehr gelungenen Kompromiss dar. Ich kann mit viel Federweg und dicken Reifen die Performance-Vorteile leichter bergauf transportieren, auf die ich am unmotorisierten Bike zum Teil verzichte – und habe bergauf und bergab damit mehr Spaß.

Wie sich das genau auswirkt, könnt ihr im kürzlich erschienenen Vergleichstest herausfinden. Soviel vorweg – nach drei Jahren bei einem anderen Arbeitgeber war es super, sich im Uphill mit alten und neuen Kollegen auszutauschen und bereits im Detail über die Testbikes zu diskutieren – wie beschrieben – Entschleunigung rockt.

Hier findest du einen Vergleichstest von vier aktuellen E-Bikes mit Light-Support, die auf den TQ-HPR50 setzen:

TQ-Light-E-MTBs im Test: Canyon, Simplon, Trek und Unno im Vergleich

Minimal-Assist – wie geht es weiter?

Wenn ich früher bei Enduro-Rennen oder einer Tour im Gebirge mit dem langhubigen Bike die Schotterpiste hinauf kurbeln musste, war das immer ein Graus. Damals … bei der Trail Trophy in Lenzerheide … ach, herrje! Diese Art von Bike ist einfach für Bergab konstruiert und nicht dafür gemacht, lange Wegstrecken bergauf zu pedalieren.

Mit Light-Assist-Motoren gewinnt diese Gattung Bikes deutlich, denn plötzlich lassen sich langweilige Schotterpisten easy hinaufkurbeln und trotzdem bleibt das Bike im Downhill leichtfüßig und agil – genau wie ein Enduro sein soll. Für mich ist das Light-E-Enduro eindeutig das bessere Enduro und wird die motorlose Variante in absehbarer Zeit ablösen.

Rico Haase, Chefredakteur eMTB-News

Andere Publikationen haben das Minimal-Assist-Bike bereits für tot erklärt. Wir denken: Totgesagte leben länger. Natürlich muss man feststellen: Aktuell kommen gedrosselte Fullpower-Bikes mit kleinem Akku schon nahe an das Gewicht von Bikes mit speziellem Minimal-Assist-Motor heran. Mit 20,3 kg wiegt das Cannondale Moterra SL in XL etwa ein Kilogramm mehr als das von uns getestete Simplon Rapcon :eTQ – Unterschiede gab es in der Ausstattung vor allem bei den Reifen. Mit vergleichbaren Reifen legt das Moterra noch ein paar Gramm obendrauf.

# Kapazität vs. Gewicht – eine Frage der Energiedichte und was man mit dem E-Bike machen möchte – Akkus werden immer leichter, sind aber natürlich einer der beiden großen Gewichtstreiber bei E-Mountainbikes.

Trotzdem ist der Gewichtsunterschied trotz 240 Wh Kapazitätsunterschied und stärkerem Antrieb nicht gigantisch, gerade auch, wenn man aufs Systemgewicht schaut. Lagen bisherige Akkus von Light-Support-Systemen unter 200 Wh pro kg, kommt die neueste Generation schon fast an die 220 Wh pro kg ran. Mit 1.850 g Gewicht könnten bei dieser Energiedichte satt 360 Wh Kapazität bessere 400 Wh herausgeholt werden – ergo: Die neue Generation an Minimal-Assist-E-Bikes wird diesen Gewichtsunterschied halten können. Klar wird das auch, wenn man sich aktuelle Entwicklungen im Bereich der Energiedichte anschaut. Bis zu 270 Wh/ kg sind bei Autobauern heute Standard, weitere Fortschritte prognostizieren Energiedichten von 400 Wh/ kg mit potenzieller Marktreife in wenigen Jahren.

# In Zukunft wird man voraussichtlich nicht mehr nur einen Akku besitzen, sondern mehrere – wenn ich nur auf die kurze Feierabendrunde gehe, reicht mir der leichte Akku – wenn ich den ganzen Tag unterwegs sein will greife ich zu meinem zweiten Akku: dem Kapazitäts-Klopper.

Was das Gewicht angeht, sehen wir außerdem zwei Zukunfts-Szenarien: Light-Support-Reichweiten-Tuning wird in Zukunft wesentlich einfacher und der Besitz von nur einem Akku unkonventionell. Durch verschiedene Akku-Größen hole ich mir genau das, was ich für den Moment brauche, und kann an kurzen Tagen das leichtest-mögliche E-Bike fahren. Parallel denken wir, dass die Fortschritte bei der Energiedichte beim Full-Power-Bike eher in größerer Kapazität bei gleichem Gewicht münden – natürlich wird es auch hier eine gewisse Flexibilität geben – das Verkaufsargument „Mehr“ funktioniert in diesem Bereich aktuell aber noch zu gut, die Zielgruppe des Full-Power-Bikes ist zu divers.

# Was uns antreibt, wiegt natürlich auch ein bisschen was, Grenzen nach unten hin wird es irgendwann geben – Wir denken aber: Die leichten Motoren werden weiter abspecken und ein wenig Leistung dazugewinnen.

Schaut man sich an, was passiert, wenn ein Player auf den Markt kommt, der Leichtbau-Erfahrung aus dem Drohnenbereich mitbringt, wird deutlich: Das Potenzial beim Leistungsgewicht war bisher nicht ausgereizt. Natürlich gibt es nach unten irgendwo Grenzen, was das Gewicht angeht – hoch ist das Leistungsgewicht bei Minimal-Assist-Systemen aktuell, vor allem, weil die leichten Systeme mit niedriger Maximalleistung kommen und die gedrosselten Systeme schwer sind. Hier liegen die Prioritäten aber, wie oben diskutiert, auch anders. Wir erwarten trotzdem, dass die leichten Motoren beim Leistungsgewicht zulegen, sich dabei aber den positiven Eigenschaften treu bleiben werden: Besserer Sound, kompaktere Bauform, natürliches Fahrgefühl etc.

Was passiert mit der ZIV-Empfehlung?

Wenn nach ZIV-Empfehlung eine maximale Leistungsgrenze eingerichtet wird, dürfte es spannend werden. Aktuell pushen viele Hersteller, um ihre Systeme stärker zu machen und damit leichte Verkaufsargumente zu generieren. Dass das hervorragend funktioniert, sehen wir am avinox – dem aktuell wohl stärksten Motor seiner Gewichtsklasse.

Stellt sich hier eine maximale Grenze ein, wird sich dieses Marktfeld ein Stück weit vereinheitlichen und der Differenzierungs- und Innovationsdrang auf andere Themen ausgeweitet. Mögliche Felder: Leichtbau, Software-Abstimmung, Sensorik, Preispunkte … In diesem Szenario ist ein Verschmelzen der Kategorien möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich – zumindest langfristig gesehen. Bis dahin sind, Stand heute, noch mindestens 520 g abzuspecken – das dürfte eine Aufgabe werden.

Wird die Hybridklasse bestehen? Wir denken ja – gar keine Frage. Auch Minimal-Assist legt gerade eine Evolution hin, wird performanter, bleibt im Kern dennoch deutlich näher an dem Fahrverhalten eines unmotorisierten Mountainbikes. Das wird sich auch nicht verändern. Damit kommt aber ein Umdenken – unserer Meinung nach wird das Light-Support-E-Bike zeitnah das Highend-Enduro ablösen und obsolet machen und sich hier Marktanteile erobern, anstatt den Full-Power-E-Mountainbikes Anteile streitig zu machen. Minimal Assist gehört unserer Einschätzung nach auch in Zukunft auf den Markt der E-Bikes und wir sind gespannt, wie sich die Hybridklasse weiterentwickelt. Bio ist tot, es lebe Light-Support!

Wir gehen davon aus, dass man in Zukunft deutlich mehr leichtfüßige E-Enduros mit Light-Support sehen wird. Zwar wird die Ausstattung Kompromisse machen, aber diese E-Bikes werden der 16-kg-Marke gefährlich nahekommen – und das bei üppigem Federweg.

Was ist eure Meinung zu Minimal-Assist-Bikes?

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