EBike Schnäppchen Thread

Sprengt das Thema, aber in Kurzform gabs den Riesenboom während Corona und dazu noch Lieferprobleme. Es wurde produziert ohne Ende und die Händler haben bestellt wie blöde. Die ganzen Lieferungen sind (teils verspätet) inzwischen da und die Händler haben das Lager voll (mit Vorjahresmodellen). Der Bedarf ist nicht mehr so krass, weil einfach jeder und seine Oma während Corona ein Rad gekauft haben das nicht 3 Jahre später ersetzen wollen. Diese Gemengelage führt zu der aktuellen Rabattschlacht.
Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass aktuell Bikes aus 2022 von einigen Herstellern an die Händler geliefert werden. Die Händler wollen das Zeug natürlich nicht haben, weil der Kunde es jetzt einfach nicht mehr haben will.
Klagen laufen deshalb auch zum Teil.
Im Endeffekt ist der Händler der Dumme. Er hat die Bikes geordert als die Nachfrage da war, er kriegt sie jetzt, wo die Nachfrage weg ist und muss sie jetzt verramschen.
 
Bei der Problematik darf man auch das Bikeleasingmodell nicht vergessen, welches den Markt und das Preisgefüge kaputt gemacht hat.

Ohne Jobrad&Co. wären die durchschnittlichen Ebike - Preise um Einiges niedriger(normaler), aber da bei diesem Modell, was ja eine steuerbegünstigte Nachfrageverzerrung ist, jeder nur auf seinen Vorteil schielt werden Batteriefahrräder eben zum Preis von Motorrädern angeboten und es wird an Profit rausgeholt, was nur geht.

Der Ottonormalkunde mit privater Kaufabsicht ist dabei der Dumme, dh. der letzte im Lokal, der dann die ganze Rechnung für alle fröhlichen Zecher begleichen muss, denn die Leasingbuden können sich leisten, beim Hersteller zur UVP einzukaufen und trotzdem noch satten Gewinn zu machen, woraufhin diese ihre UVPs entsprechend anziehen- Angebot und Nachfrage, wobei diese wie gesagt steuerbedingt verzerrt worden ist.

Die jetzigen Marktverwerfungen aufgrund Corona sind da einfach mal ein, wenn auch asymmetrisches Korrektiv und ich wage mal zu behaupten, dass sich dieser Zustand wiederholen wird, wenn, zb. durch steuerrechtliche Änderungen oder Marktsättigung das Bikeleasing mal vor die Wand fährt, wobei die Frage nicht ob, sondern wann und aus letztlich welchem Grund ist.
 
Sehr wahrscheinlich weil der relevante Umsatz global in den großen Industriestaaten und -regionen gemacht wird.
Dort ist das Pro-Kopf Einkommen auch hoch genug, um ebenso hohe Preise aufzurufen.
Das ist natürlich nicht die einzige Ursache, da kommen einige zusammen,
umsatzsteigernde Umstände (wie in dem Fall die marktbeeinflussenden Steuerregelungen beim Bikeleasing) sind aber naturgemäß preistreibend.
Wie die Preise in Kambodscha, Uganda und Paraguay aufgenommen werden, dürfte große Bikehersteller dagegen eher weniger interessieren.
 
Immer wenn ich diese Theorie lese frage ich mich, warum die Bikepreise in Laendern, wo Bikeleasing keine Thema ist, auch nicht niedriger sind.

Ich zweifle das auch an. Ein Beispiel:

Cube Stereo Hybrid 2017= 3.600 €
Cube Stereo Hybrid 2024 =4.800 €

Das entspricht 33 % an Preiserhöhung.
Alleine die Inflation hat davon 25 % aufgefressen.
Bleiben noch 8 % = 384 € an Preiserhöhung.
Dafür hat man in 2024 einen Carbonrahmen, 12-fach Schaltung und einen größeren Akku.
 
Viele Firmen erlauben auch nur Leasing bis 5 - 6000 eur, da würde ich mich eher Fragen warum es in dem Preisbereich nicht die meiste Auswahl gibt und die Hersteller dort versuchen sich gegenseitig mit den besten Teilen etc. abzuheben.
Meinem Empfinden nach wird es doch mittlerweile erst oberhalb von 6000 eur langsam interessant.
 
Das ist ja der Punkt dass durch das Leasing Preise normalisiert werden. Wobei man an den Rabatten jetzt sieht dass die halt schon etwas zu hoch gegriffen sind.
 
Ich zweifle das auch an. Ein Beispiel:

Cube Stereo Hybrid 2017= 3.600 €
Cube Stereo Hybrid 2024 =4.800 €

Das entspricht 33 % an Preiserhöhung.
Alleine die Inflation hat davon 25 % aufgefressen.
Bleiben noch 8 % = 384 € an Preiserhöhung.
Dafür hat man in 2024 einen Carbonrahmen, 12-fach Schaltung und einen größeren Akku.
Das ist stark vereinfacht.

Es lässt z.B. die Komponenten außen vor. Da gibt es dann gerne den Mix bei dem dann die Billigprodukte mit hochweritigen gemischt verbaut werden oder es wird an den Kurbeln, Steuersätzen oder Laufrädern gespart. Meine Bikes, die ich 2018/2019 gekauft habe, hatten hochwertige DT Swiss Laufräder mit 240er Naben. Der Hersteller verbaut inzwischen eine Eigenmarke (die nicht viel taugt).

Zudem lässt Du die Skaleneffekte außen vor, die zu steigenden Margen bei den Herstellern führen. Wieviele Ebikes hat Cube 2017 produziert, wieviel heute? Wenn es so ist, wie ich vermute, dann deutlich mehr. Der Markt hat sich seit 2017 verdreifacht von 3,5m E-Bikes auf über 10m E-Bikes. Wenn sie selbst nur mit dem Markt gewachsen sind, können sie beim Einkauf ganz andere Preise bekommen und auch die Motorenhersteller können trotz niedriger Preise gleichbleibende Margen erzielen aufgrund der Skaleneffekte. Auch die Batterien sind viel billiger geworden seit 2017. Wenn man die EK Preise von 2016 zugrunde legt für die 2017er Preise, haben sie sich halbiert.

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Das ist stark vereinfacht.

Es lässt z.B. die Komponenten außen vor. Da gibt es dann gerne den Mix bei dem dann die Billigprodukte mit hochweritigen gemischt verbaut werden oder es wird an den Kurbeln, Steuersätzen oder Laufrädern gespart. Meine Bikes, die ich 2018/2019 gekauft habe, hatten hochwertige DT Swiss Laufräder mit 240er Naben. Der Hersteller verbaut inzwischen eine Eigenmarke (die nicht viel taugt).

Zudem lässt Du die Skaleneffekte außen vor, die zu steigenden Margen bei den Herstellern führen. Wieviele Ebikes hat Cube 2017 produziert, wieviel heute? Wenn es so ist, wie ich vermute, dann deutlich mehr. Der Markt hat sich seit 2017 verdreifacht von 3,5m E-Bikes auf über 10m E-Bikes. Wenn sie selbst nur mit dem Markt gewachsen sind, können sie beim Einkauf ganz andere Preise bekommen und auch die Motorenhersteller können trotz niedriger Preise gleichbleibende Margen erzielen aufgrund der Skaleneffekte. Auch die Batterien sind viel billiger geworden seit 2017. Wenn man die EK Preise von 2016 zugrunde legt für die 2017er Preise, haben sie sich halbiert.

Anhang anzeigen 70514

Klar ist meine Darstellung stark vereinfacht.
Trotzdem solle sie annähernd passen.

Nach deiner Argumentation müsste, die Marge der Radhersteller in den letzten Jahren höher geworden sein.
Weil: Billiger einkaufen und billigere Komponenten verbauen
Dem widersprechen die Cube Zahlen im Bundesanzeiger.
 
Klar ist meine Darstellung stark vereinfacht.
Trotzdem solle sie annähernd passen.

Nach deiner Argumentation müsste, die Marge der Radhersteller in den letzten Jahren höher geworden sein.
Weil: Billiger einkaufen und billigere Komponenten verbauen
Dem widersprechen die Cube Zahlen im Bundesanzeiger.
Naja; eine Bilanz und GuV kann ich als CFO ziemlich beliebig auf die Weise optimieren, die ich benötige. Sei es durch Abgrenzungsposten, Bewertung halbfertiger Waren, Abschreibungen auf Lagerbestände, Rückstellungen, Auflösen stiller Reserven usw. Insofern haben die Zahlen ohne Insider Know How wenig Aussagekraft. Man müsste tatsächlich die echte Gross Margin pro Bike kennen, um die Margensituation interpretieren zu können. Auch das ist von außen fast unmöglich, da dort beliebig Positionen rein und rausgenommen werden und man viel Argumentationsspielraum gegen über den Wirtschaftsprüfern hat.

Die Hersteller und Händler haben sich bei der Absatzmenge völlig verschätzt. Das ist das eigentliche Problem. Händler haben doppelt und dreifach bestellt und Hersteller haben auf Halde produziert und nach dem Nachfrageeinbruch müssen die Hersteller jetzt die Lagerbestände mit harten Discounts abbauen. Das verzerrt das Bild zusätzlich, so dass Du aus den Bundesanzeigerzahlen meine Hypothese weder belegen noch widerlegen kannst.
 
Klar ist meine Darstellung stark vereinfacht.
Trotzdem solle sie annähernd passen.
Das Cube Stereo Hybrid gibt es in diversen Ausführungen und mit großen Preisunterschieden. Du müsstest als die damalige Ausstattung mit der heutigen vergleichen. Nur wenn sie gleichwertig ist (Komponenten, Ausstattung, Gabel, Dämpfer...) macht so eine Betrachtung überhaupt Sinn.

Bei den Marken, die ich beobachte und mich interessieren, sind in den letzten 7 Jahren die Ausstattungen deutlich schlechter geworden bei gestiegenen Preisen.
 
Ein Youtuber (mir fällt der Name gerade nicht ein) hatte vor kurzem einen Vergleich angestellt, auf "welches Regal" welche Preissteigerung über die letzten Jahre entfällt. Hierbei kam heraus, dass die günstigeren e-Bikes deutlich weniger Preiserhöhung durchmachen mussten (auch prozentual) als die mittleren oder teureren. Da die ganz teuren gar nicht in die Leasing Modelle passen, möchte ich die Aussage, dass Leasing die Preise kaputt gemacht hat, in Frage stellen. Auswirkung wird es mit Sicherheit gehabt haben, in dem eine Art Marktsättigung stattgefunden hat, aufgrund großer Nachfrage. Evtl. wurden Produktionsmengen hochgefahren, Händler mussten im Vorfeld bereits Bikes ordern, weil die Lieferzeiten immens waren, und jetzt gibt es ein Überangebot und die Preise fallen.
 
Teure Fahrräder waren noch nie "preiswert" und werden es auch nie sein. Und das sich gerade bei den günstigen Prozentual nicht viel getan haben soll, halte ich ebenfalls für ein Gerücht. Ende der 90iger hat man noch für 1000 Mark ein für damalige Verhältnisse tolles Hardtail bekommen. 2018 habe ich noch ein Copperhead 3 RS für 899 Euro gekauft. Jetzt kostet ein hakbwegs vernünftig ausgestattetes Einsteigerhardtail mindestens 1500 Euro. Das Copperhead 3 RS hat diese Saison eine UVP von 2200 Euro. Das sind knapp 250% Preissteigerung in 6 Jahren und 440% in weniger als 30 Jahren.

Es gab letztens einen ausführlichen bericht von der Verbraucherzentrale darüber, welche Industrien und explizit auch welche Firmen sich die Preiserhöhungen seit Corona durch die vielen Krisen zunutze gemacht haben und die Preise um ein vielfaches mehr erhöht haben, als sich die eigenen Kosten erhöhten. Da waren/sind schon ne menge Firmen dabei, wie eigentlich in jeder Krise. Die Bikeindustrie wurde zwar nicht explizit benannt (es wurde sich auch mehr auf Lebensmittel und Drogerieartikel konzentriert), aber es würde mich nicht wundern, wenn es so wäre.
 
Der wilden Theorie stimme ich vollumfänglich zu. Mir ging es nur darum, dass Argument zu wiederlegen, dass die Preise im günstigen Segment weniger stark ansteigen.
 
Es ist doch ein ökonomischer Fakt, dass ein Akku, ein E-Motor, ein paar Kabel und Sensoren aus der Massenproduktion, dazu etwas mehr Material am Rahmen keine 3,4.....T€ Mehrwert ausmachen, selbst mit Anrechnung der Entwicklungs- und sonstigen Kosten.

Ungeachtet dessen macht es mir vielmehr gelegentlich den Anschein, dass genügend Kunden sich diese Situation noch schönreden und verteidigen, vielleicht auch mangels besseren Wissens.

Gute Marketingarbeit, die nicht zuletzt den Imageaspekt triggert, trifft da
auf Zielgruppe, die das Haben-wollen der Rationalität vorzuziehen scheint.
Solche Konstellationen machen es den Herstellern und Händlern natürlich einfacher, dem (noch rational denkenden) Endverbraucher dagegen schwerer.

Man kann auch sagen, wenn zb. ein Händler Bikes mit 7k UVP mit ~40%+x Rabatt anbieten kann, wie das in letzter Zeit auch schon hie und da mal war, wird man davon ausgehen dürfen, dass er sie immer noch versucht, zum Selbstkostenpreis oder, nach Abschreibungen faktisch zum Beschaffungspreis anzubieten, dh. mit wenig oder noch ohne Verlust.
Alles was darunter liegt, unterliegt letztlich der Abwägung, wieviel Verlust er sich noch leisten will.
Man kann auch sagen, egal wie man es betrachtet, die Kalkulationen sind komfortabel.

Der Thread geht ja um Schnäppchen und ich möchte den auch nicht weiter mit OT belasten, daher abschließend nur meine Meinung, die rabattierten Bikepreise der "Coronakrise" sind mMn. wesentlich näher an der Realität von vertretbaren Normalpreisen als an wirklichen Rabatten.
Die Wahrnehmung der Zielgruppe hat sich da nur schon so an die Entwicklung gewöhnt, dass die Rabattschlacht verkaufspsychologisch bei den Meisten noch zieht.
 
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Wilde Theorie 2: Wenn Ebikes produzieren eine Goldgrube waere, wo jeder ein paar Kabel und Krams aus dem Regal zusammen tackern kann welchen Leute dann tatsaechlich haben wollen, gaebe es geneugend Anbieter, welche genau das tun und die derzeitigen Preise einfach so lange in 5..10%-Schritten unterbieten wuerden, bis die Preise knapp ueber den Herstellungskosten liegen.
 
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