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Rennbericht
Specialized E-Enduro Serie – mit dem E-Bike aufs Podest

Unfassbar, vor knapp zwei Wochen rockte Franziska Meyer noch im Rahmen der Enduro World Series die Trails von Finale Ligure und am vergangenen Wochenende fuhr sie schon wieder ein Rennen. Diesmal bestritt sie die Specialized E-Enduro Serie, ein Enduro-Rennen mit dem E-Bike. Hier gibt’s den exklusiven Fahr- und Erlebnisbericht von Franzi.

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Am Saisonende noch etwas Neues probieren

Da mit dem EWS Finale in Finale quasi die Rennsaison für uns Enduropiloten zu Ende geht, ist endlich Zeit, etwas Neues auszuprobieren. Die letzten Jahre war das für mich der Cyclocrosser – jetzt das E-Bike. Da ich trotz Offseason nicht wirklich die Hände von der Startnummer lassen kann, ist jetzt mal ein E-Bike Race mit meinem neuen Ghost Kato FS dran.

Die Italiener sind uns in Sachen von Rennserien etwas im Vorraus. Neben DH- und Enduro-Serien gibt es auch eine E-Enduro Serie mit 4 Stopps. Das Serienfinale fand am Wochenende in Varazze, einem Ort an der ligurischen Küste statt.
Für mich auf jeden Fall eine sehr interessante Sache, denn nach wenigen Tagen batteriesparender Eingewöhnung (Aufladen ist bei dem Wohnmedium Auto gar nicht so easy) wusste ich noch nicht genau, ob ich gut zurechtkommen würde. Erschwerender Weise sind die Anmeldung sowie alle Infos auf Italienisch und da meine italienisch Übersetzung etwa genauso schlecht funktioniert wie der Google-Übersetzer, war ich mir nicht so ganz sicher, ob ich alle Regeln richtig verstanden hatte.

# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT

Bei der Startnummernausgabe (am Strand!) lasse ich mir dann noch alles Unklare von den Veranstaltern in einem bewährten Italienisch-Englisch-Hand-und-Fuß-Mix erklären. Wir werden 5 Stages fahren mit einer 45 minütigen Akku-Ladepause in der Mitte und insgesamt 1800 hm. Stage 1–3 werden am Morgen jeweils einmal gefahren, nach dem Mittag werden Stage 2 und 3 wiederholt. Sticker stellen sicher, dass man weder Laufräder noch, viel wichtiger, den Akku tauschen kann.

Mit guter Musik zu Stage 1

Relativ gemütlich geht es bei guter Musik (hier weiß man, wie man aus einem Rennen eine Party machen kann!) los auf den ersten Transfer. Alle anderen außer mir wissen anscheinend wo es lang geht und so klärt sich für mich auch der unklare Regelpunkt des Trainings. Es wäre erlaubt gewesen … upps! Der erste Transfer verläuft über supersteile, teilweise technische Uphills und wir müssen uns alle ranhalten, um die Balance zwischen engem Zeitlimit, Batterie sparen und eigenen Reserven zu finden. Von den anderen Mädels erfahre ich noch was mich ungefähr erwartet und wie ich fahren soll: im Boost-Modus (also quasi Vollgas für den Motor)! Nach einer Minute ist mir schon klar, dass die Stages hier ganz anders sind, als das was ich vom Enduro gewöhnt bin. Ohne Motor wäre mein Puls wahrscheinlich bei 250 bpm, denn es geht flach bis bergauf dahin. Mit der surrenden Unterstützung dagegen fahre ich immer schön um die 25 km/h und bleibe dabei trotzdem noch recht frisch. Im steinigen Downhill ist mein 23 kg Bolide zwar deutlich schwerer zu händeln als mein normales Enduro, liegt aber dafür satter auf dem Trail und trägt mich relativ geschmeidig zum Sieg auf dieser Stage!

# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT
# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT
# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT
# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT

Stage 2 – einfach megageil

Die zweite Stage geht vom Start weg mit einem kräftigen Uphill über mindestens zwei Minuten los. Genau um den hatte ich mir nach der Beschreibung etwas Sorgen gemacht, aber so mittendrin muss ich zugeben: Es ist verdammt lustig mit Maximalgeschwindigkeit den Berg hochzuschießen. Ziemlich im Rausch verpasse ich natürlich die Spitzkehre bergauf, vor der ich gewarnt wurde und bekomme wieder die Nachteile des E-Bikes zu spüren, als ich es um die Kurve wuchte. Auf 3 Minuten Uphill folgen 2 Minuten feinster Downhill in einem ultraschnellen Steincanyon. Megageil!

Stage 3 – die längste Stage des Tages

Die dritte und längste Stage soll anscheinend flowige Anstiege haben und so booste ich nichts ahnend los. Der erste Anstieg ist mal ganz und gar nicht flowig und ich baue mich zwischen zwei engen Steinen ein. Kurz sortieren und im steilen Steinfeld wieder irgendwie anfahren. Der zweite Anstieg ist zwar flowiger, aber sausteil und ich rutsche in einer Spitzkehre durch zu viel Motor-Schub weg. Der Rest der Stage geht über zwei Bergkämme und mit vielen ziemlich unerwarteten Anstiegen und steilen Abfahrten fast bis nach Varazze zurück.

# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT

Meine Bordcomputer sagt mir, dass ich nur noch 3 von 5 Balken habe und somit wohl etwas an Batterie sparen sollte – also geht’s ganz ohne Unterstützung an der Strandpromenade entlang zurück zum Time-Check. Dort ist alles perfekt durchorganisiert, sodass jeder 45 Minuten hat, um Akku und sich selbst wieder etwas aufzuladen. Für den Akku gibt’s eine vorbereitete Station mit eigenem Ladegerät, für den Racer ein grünes Zelt mit Pasta al Sugo und Obst oder auch Gelato von einer der Eisdielen um die Ecke (sehr empfehlenswert!).

Stage 4 und 5 kenne ich schon

Die Nachmittagsrunde wiederholt die Stages 2 und 3 und nach nur einer kurzen Zeit am Ladegerät heißt es hier Akku sparen. Als meine Anzeige bedrohlich auf nur 2 Balken absinkt, fahre ich freiwillig ein gutes Stück ohne Unterstützung weiter, denn schließlich will ich in der Stage mit voller Leistung unterwegs sein. Mein großer Shimano-Akku lässt mich nicht im Stich und ich kann mit einem verbliebenen Strich in den letzten Transfer gehen. Die zwei Stages laufen (jetzt da ich auch mal weiß, was kommt) viel besser als am Morgen und auch der Uphill in der 3 ist kein Problem mehr (für einige die „out of battery“ sind wohl eher eine Qual).

# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT
# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT
# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT
# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT

Pünktlich im Zielbereich gibt auch meine Batterie dann vollends auf … Punktlandung! Mit den letzten Racern kommt eine Horde Leute mit buntem Holy-Festival Pulver bepulvert ins Zielgelände und startet die Party. Mitten drin gibt’s wieder reichlich Verpflegung, die Ergebnisse und kurz vor Sonnenuntergang auch die Siegerehrung. Für mich hat es am Ende für Platz 2 gereicht und ich freue mich über viele neue Freunde und eine Erfahrung mehr in meinem Bike-Leben.

Fazit nach einem schönen Renntag

Es wurde beim E-Enduro eine ziemlich coole und sehr gut organisierte Rennserie auf die Beine gestellt. In diesem ersten Jahr zwar noch recht mager besucht, werden die Rennen in den nächsten Jahren bestimmt noch mehr Zuspruch finden. Trotz einiger (wie immer etwas grimmig schauender) Kommissäre ist die Stimmung super entspannt, sehr herzlich und im Zielbereich ist mehr Stimmung als auf jedem anderen Rennen. Spricht man Italienisch ist man hier genau richtig, ansonsten kann man sich aber auch irgendwie durchschlagen. Die Stages sind perfekt auf E-Bikes ausgerichtet und vom Anspruch her für eine breite Masse passend – da haben die Organisatoren eine sehr gute Mischung gefunden! Aber man sollte das Format nicht unterschätzen! E-Enduro heißt nicht, dass das Rennen easy und im Ruhepuls zu bewältigen ist. Es ist fast genauso anstrengend wie ein normales Enduro Rennen und hat dazu noch den Anspruch, dass man mit Akkuleistung, eigener Kraft und dem Mehrgewicht des Rades schlau umgehen muss.

Wer also ein E-Bike und Lust auf eine Herausforderung hat, ist hier genau richtig. Ein cooles Event mit toller Organisation und feinsten Trails – das war die Specialized E-Enduro Series in Varazze.

# Specialized E-Enduro Series 2017 / Varazze IT

Weitere Impressionen findet ihr in unserer Foto-Story!


Weitere Informationen

Website: www.e-enduro.it
Text & Redaktion: Franziska Meyer
Bilder: Alex Boyce

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