@Beichtvater
Habe bei mir an 4 Bikes MT5 und MT7 im Einsatz. Sind super gute und standfeste Bremsen, aber etwas zickig was eine korrekte Einstellung angeht. Grund unter Anderem: der Luftspalt zwischen den Bremsbelägen und der Bremsscheibe ist etwas kleiner als bei anderen Bremsen. Die StormHC Bremsscheiben sind mit 2mm ca. 10% dicker als z.B. XT Scheiben (1,8mm).
Wenn ich dich richtig verstehe hattest du zwei verschiedene Probleme: quietschen während der Fahrt ohne Bremsbetätigung und Quietschen / Rattern beim Bremsen.
Wenn du die Gründe wissen willst bitte weiterlesen - sonst hier aufhören, denn jetzt wird es theoretisch...
Versuche es aber einfach darzustellen - die Spezialisten mögen mir die Vereinfachungen verzeihen.
Quietschen während der Fahrt
ohne Bremsbetätigung - dazu muss ein / mehrere Bremsbeläge schleifen. Wenn ein unbelasteter (liegt nur lose an) Bremsbelag schleift, dann fängt er an zu vibrieren und je nach Geschwindigkeit = Erregerfrequenz und der Resonanzfrequenz der anderen beteiligten Bauteile (Bremsscheibe, Bremssattel...) kann es zu Quietschgeräuschen kommen.
Mögliche Gründe für schleifende Bremsbeläge (ohne Bremsbetätigung):
- Bremskolben schwergängig und kehrt nicht in Ruheposition zurück (kommt auch bei neuen Bremsen vor)
- Bremsscheibe hat einen Seitenschlag (kommt besonders bei großen Bremsscheiben schnell mal vor)
- Bremssattel nicht korrekt ausgerichtet (schräg und / oder außermittig)
- Bremssattel kann nicht korrekt ausgerichtet werden weil PM-Aufnahmen oder PM-Adapter mechanisch ungenau bearbeitet sind. Kann auch dazu führen, dass Bremssattel und Bremsscheibe nicht parallel zueinander sind
- PM-Aufnahmen am Rahmen nicht metallisch blank sondern lackiert / verschmutzt / ballige Auflage
- Bremse mit zu viel Öl befüllt, so dass die Kolben nicht ganz in die Bremssättel eingeschoben werden können. Dann zu geringer Luftspalt bei neuen (dicken) Belägen
Die o.g. Problematiken können relativ einfach abgestellt werden - nur bei ungenauen PM-Aufnahmen muss der Händler die Aufnahmen an Rahmen / Gabel nachfräsen. Ist auch kein großer Act - man braucht dazu aber ein spezielles Werkzeug / Vorrichtung. Dann ist es Sache von ein paar Minuten.
Sollten deine neuen Bremsscheiben dünner als die Storm "HC" sein, dann wurde damit der Luftspalt künstlich vergrößert. Ist aber eigentlich nur eine "Kopfschmerztablette" denn es muss ja einen Grund für den zu geringen Luftspalt und damit Quietschgeräusche bei unbetätigter Bremse geben.
Quietschen / Rattern bei Bremsungen
Da wird es jetzt relativ komplex. Es fängt wieder damit an, dass ein oder mehrere Bauteile vibrieren. Die Erregung dafür kommt immer von der Bremse.
Quietschen beim Bremsen durch flatternde Beläge:
Bremssattel ist nicht korrekt ausgerichtet - Beläge liegen nicht flächig sondern nur an einer Seite an der Bremsscheibe an - die andere Seite kann "flattern" = vibrieren. Das ergibt ein Geräusch. Und dann verstärken die anderen beteiligten Bauteile Vibration und Geräusch wenn eines von ihnen seine kritische Eigenfrequenz (Resonanz) erreicht.
Das kann man durch korrekte Einstellung des Bremssattels in den Griff bekommen. Aber auch eine perfekt eingestellte Bremse erzeugt Vibrationen weil z.B. die Beläge bei Andruck an die Scheibe leicht kippen und nicht mehr gleichmäßig anliegen. Das kann man nicht verhindern.
Und das ist das Problem der Bremsenentwickler - sie kennen die vielfältigen Anbauteile und deren Eigenfrequenzen nicht. Am Prüfstand und bei allen getesteten Bikes ist es ok - aber bei einigen anderen kommt es in der Praxis zu Geräuschen weil die Anbauteile in Verbindung mit dem Rahmen und der Federgabel in Eigenresonanz kommen du zu schreien = quietschen beginnen. Obwohl die Bremse also nichts dafür kann ist es oft einfacher die Bremse zu modifizieren = eine andere Erregerfrequenz zu erzeugen als z.B. eine teure Federgabel zu ersetzen die in Eigenresonanz kommt. Hatte auch schon mal einen Fall, da war der ganze Carbonrahmen ein schöner Klangkörper
Rattern bei Bremsungen:
Hier wird es noch komplexer, denn da kommen noch zusätzliche Einflüsse wie Slip-Stick, Temperatur, nicht konstante Reibwerte und die Federkonstanten von Bauteilen dazu. Die Elastizität / Federkonstante / Eigenfrequenz der Federgabel nach vorne / hinten ist hier oft ein Faktor. Eine Gabel mit 140mm Federweg macht Probleme, bei der identischen Federgabel mit 160mm Federweg herrscht aber Ruhe. Etwas beginnt zu schwingen und wenn man Pech hat verstärkt ein Bauteil die Schwingung so stark, dass es rattert und rappelt. Und auch in diesem Fall ist es einfacher die Bremse = Erreger zu verändern, obwohl sie ja eigentlich nichts dafür kann..
Das ist der Grund warum manche mit ihrer Bremse hochzufrieden sind und andere mit der identischen Bremse in einem anderen Bike Probleme haben.
So - das war der Versuch das Thema mal grob zu analysieren und möglichst einfach zu erklären. Entschuldigung, dass ich es nicht kürzer geschafft habe.
Und die Spezialisten mögen mir bitte die Vereinfachungen verzeihen...