...wen´s interessiert...
...so kann man die Variostütze provisorisch (!) und auf eigene Gefahr, instand setzen...
Ich wurde allein innerhalb eines Jahres nun schon fünf mal mit dem Thema konfrontiert, nachdem Bekannte wegen ihrer defekten Variostützen auf mich zukamen. Ähnlich wie bei Federgabeln und Dämpfern verlangt der Hersteller alle sechs Monate ein Einschicken des Teils zwecks Wartung. Kosten, ca. 110€. Faktisch werden die Teile erst eingeschickt, wenn sie nicht mehr gehen. Wer sich alle Dichtungen kauft, zahlt dafür letztlich ca. 10€. Das ist jedoch vermutlich selten nötig. Ich benötigte bisher immer nur die X-Ringe an, bzw. in der Kunststoffbuchse des inneren Zylinders. Da kommt am ehesten Luft, Staub und Feuchtigkeit hin, bsp. durch das "Vakuum"-ziehen beim Heben des Rades am
Sattel bei abgesenkter Stütze. Dampfsrahler oder Hochdruckreiniger auf das Sattelrohr tun sicherlich ihr Übriges.
Instandsetzung KindShock LEV 272/Carbon/DX/Integra, am Beispiel der Integra
Häufigstes Problem:
Die Variostütze gibt bei Belastung nach, oder sie geht nicht mehr hoch.
Eventuell mögliche Ursachen:
Fehlbedienung, wie bsp. das Anheben des Fahrrades am
Sattel bei versenkter Sattelstütze, das Abstellen bei voll ausgefahrener Sattelstütze und längerem Stillstand, das Abstellen bei komplett eingefahrener Sattelstütze. Alle drei Situationen sollen laut KS nicht hervorgerufen werden, da es sonst zu Problemen kommen kann.
Wartungs-u. Verschleißprobleme, wie verschlissene Dichtungen, zu wenig Öl, altes Öl, oft mit Wasser und Schmutz versetzt.
Benötigt werden grundsätzliche technische Kenntnisse und übliche Werkstattausrüstung.
Übersicht der Dichtringe:
https://www.mtb-news.de/forum/t/kind-shock-lev-haengt.797407/page-8#lg=_xfUid-1-1586602590&slide=0
Bei der Integra ist der Zug im Rahmeninneren verlegt. Das bedeutet, um die Variostütze entnehmen zu können, muss man zuerst den kompletten Betätiger samt Zug vom Lenker entfernen, um den Zug so weit wie nötig durch den Rahmen zu ziehen, damit er dann einige Zentimeter aus dem Sattelrohr heraus schaut. Ggf. muss man dazu auch Kabelbinder und Verkleidungsteile lösen. Nun kann man mit etwas Gefummel den Bowdenzug mit der Kabelklemme aushängen.
Zum Zerlegen der Variostütze benötigt man idealerweise einen Schraubstock mit Kunststoffbacken für Rohraufnahme. Zur Not tut es auch ein mehrfach um die Stütze gewickeltes Tuch, wobei man hier mit viel Gefühl anspannen muss. Mit einem kleinen Schraubendreher lässt man die Luft aus dem Ventil ab. Eine funktionsfähige Stütze wäre im Anschluß drucklos. Nicht so, bei einer defekten Stütze. Es kann sein, dass Fremdkörper das Ventil verstopfen. Und es kann auch noch etwas Druck zwischen dem äußeren Standrohr und dem inneren Tauchrohr sein.
Hier gibt es auch eine englische Anleitung:
https://forums.mtbr.com/components/ks-lev-diy-cartridge-rebuild-899659.html
Im nächsten Schritt muss die Klemmkopfkappe entfernt werden. Bei älteren Stützen ist sie gerne fest korridiert. Sprühöl, Zange, kleiner Schraubendreher, Kunststoffhammer können helfen. Doch Vorsicht! Auf der Auflagefläche auf dem Tauchrohr um das Ventil herum, liegen sechs kleine Kugeln. Ein Eimer unter dem Schraubstock fängt diese ggf. auf.
Der äußere Abstreifring wird aufgedreht. Das Unterteil, in dem der Bowdenzug hängt, wird mit einem 22er Schlüssel gelöst und heraus gedreht. Auch hier ist der Eimer wichtig. Denn jetzt tritt Öl aus und die Betätigungshülse nebst Betätigungsstange fallen Einem entgegen. Sollte kein Öl oder nur noch Wasser vorhanden sein, kommt womöglich auch das innere Standrohr heraus.
Jetzt nimmt man die Variostütze in die Hand, und zieht kräftig, jedoch mit Gefühl äußeres Tauchrohr (das Teil, das im Rahmen ist) und äußeres Standrohr (das Teil an dem der
Sattel ist) auseinander. der innere Abstreifring löst sich, und es kommen die drei Führungsstifte zum Vorschein.
Wenn man fast alles zerlegt hat, sieht es so aus:
Das innere Tauchrohr (drittes Rohr von oben) hängt in der Regel sehr fest im äußeren Standrohr (zweites Rohr von oben) da dort sowohl der Ventilkopf als auch die untere Kunststoffdichthülse (hab ich hier verfgessen mit auf das Foto zu nehmen) mit ihren Dichtungen recht gepresst sitzen. Man spannt das Standrohr abermals in den Schraubstock mit dem Ventil nach oben, und nimmt eine 13er 3/8 Nuss. Diese setzt man als Hilfswerkzeug über das Ventil, und schlägt vorsichtig mit einem Kunststoffhammer darauf. Jatzt schiebt man die gesamte Einheit heraus. Manchmal sitzt die untere Kunststoffhülse derart fest, dass man dann auf die Nuss noch Verlängerungen stecken muss, um alles komplett auszubauen.
Das innere Standrohr lässt sich auch noch weiter zerlegen.
Alle Teile werden nun öl-u. fettfrei gereinigt. Dabei achtet man besonders auf die Dichtungen, inwieweit man dort Beschädigungen erkennen kann. Ggf. muss man diese dann wechseln. Doch wie oben geschrieben, ich musste bisher immer nur die X-Ringe an der unteren Kunststoffhülse ersetzen. Und da tun es zur Not auch O-Ringe.
Links der Ventilkopf, rechts auf dem inneren Tauchrohr, die Kunststoffhülse mit einem äußeren und einem inneren X-Ring. Wer nun die Hülse herunter nimmt, und wieder drauf schieben möchte, wird sehr wahrscheinlich den inneren X-Ring beschädigen. Einfacher geht es, das Tauchrohr vorsichtig einzuspannen, dann die Kunststoffhülse über die weichen Kanten einer 11er Nuss zu schieben, die Nuss mit Hülse auf das Rohr ansetzen, zum kurzen schnellen Gleiten etwas Bremsenreiniger auf Hülse, Nuss und Rohr, und nun die Hülse drüberschieben. Die Hülse darf nur so weit eingeschoben werden, dass das Tauchrohr etwa 2-3 Millimeter heraus schaut. Ebenso vorsichtig setzt man den Ventilkopf auf, und schiebt nun die komplette Einheit in das äußere Standrohr, bis der Ventilkopf spürbar "einrastet".
Abermals wird das äußere Standrohr eingespannt, senkrecht. Jetzt fülle ich das Hydrauliköl ein. Ich benutze dazu entweder 0W5 Hydrauliköl, oder aber auch (wie hier) "
Bremsflüssigkeit"; also das Hydrauliköl für die Bremsanlage. Auf dem Bild befülle ich das System mit ca. 30ml
Magura Royal Blue.
Shimano geht auch.
Als Anhaltspunkt nehme ich das Gewinde der unteren Abdeckung. Sobald ich bis zur Hälfte des Gewindes verfüllt habe, höre ich auf. Sickert das Öl nun weg, ist eine Dichtung der Kunststoffhülse defekt. Das sieht man manchmal erst beim Ausbau.
Im Messchieber ein O-Ring, der zur Not auch funktioniert, darunter die beiden Reste eines defekten X-Ringes.
Das inner Standrohr wird wieder montiert. Die untere Abdeckung wird aufgeschoben. Die Betätigungsstange kommt mit dem kurzen dünnen Ende in das Standrohr auf das Ventil. Auf das lange dünne Ende kommt die Betätigungshülse, die hier auf dem Bild einige Millimeter heraus schaut. Man testet nun, dirch drücken auf den Betätiger ob das System gefühlt einwandfrei arbeitet.
Nun schiebt man das innere Standrohr in das innere Tauchrohr. Wichtig!! Dabei unbedingt die ganze Zeit den Betätiger gedrückt halten, so dass das Ventil geöffnet ist, und das Öl einfließen kann. Sobald die Aluminiumventileinheit komplett im Tauchrohr verschwunden ist, und die ersten Millimeter des Standrohres ebenfalls, lässt man den Betätiger los. Bei der 150ger Variostütze schauen dann noch 150mm aus dem Tauchrohr heraus. Während man das innere Standrohr festhält, schiebt man die untere Abdeckung in das Gewinde des äußeren Standrohres.
Mit einer Sicherungsringzange dreht man das Gewinde gut handfest zu. Dabei tritt etwas Öl über das Gewinde aus. Das ist ok. Dann ist mit Sicherheit keine Luft im System. Die Einheit kommt aus dem Schraubstock und wird mit ganz normalem Fett sparsam auf Höhe der drei Nuten für die Führungsstifte eingeschmiert. Die Nuten sind bei mir bündig mit Fett befüllt. Ebenso fette ich das äußere Tauchrohr (Sattelstütze) an der Einführung für die Führungsstifte. Der dortige Kunststoffring enthält kleine Metallröllchen. Also vorsichtig sein, dass nichts verrutscht.
Vor oder nach dem Fetten des Standrohres wird zuerst die Sattelklemme - richtig herum - aufgeschoben und ober eingerastet. Dann kommt der äußere Schraubring (Abstreifring) und dann der innere Aluminiumabstreifring. Jetzt werden die drei Führungsstifte in die gefetteten Nuten gelegt und das Standrohr wird - die Führungsstifte fluchten logischerweise mit den Aussparungen im Dichtring der Sattelstütze - in die Sattelstütze (äußeres Tauchrohr) eingeführt. Der Schraubring wird gut handfest zugedreht. Das innere Standrohr schaut nun am unteren Ende weit genug heraus. Der letzte Dichtring wird darüber geschoben und der Betätiger wird handfest auf das Rohr gedreht. Man schiebt nun die Einheit am Betätiger bis zum Gewinde der Sattelstütze und zieht den Betätiger handfest an. Anschließend zieht man nochmal mit dem 22er Gabelschlüssel etwas nach.
Da man nur zehn Dateien anhängen kann folgt noch ein Beitrag....